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© Yorck Maecke | SuperIllu
Heimat

Lauchhammer: Neues Leben nach dem Braunkohle-Aus

Die Bergarbeiterstadt in der Lausitz hatte nach der Wende viele Jahre besonders zu leiden. Aber jetzt geht es aufwärts. SuperIllu traf Bürgermeister Mirko Buhr, der erklärte, was sich in der Stadt tut.

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Bürgermeister Mirko Buhr vor einem Wahrzeichen seiner Stadt: Die „Biotürme“, einst Teil einer Kokerei, sind heute Industriedenkmal und Aussichtsturm.

Bürgermeister Mirko Buhr steht auf einer alten Kopfsteinpflasterstraße, gesäumt von verlassenen Häusern mit bretterverschlagenen Fenstern. Es sind stumme Zeugen vergangener Tage. „Hier war früher die Siedlung der Kohlearbeiter, hier pulsierte das Leben“, erzählt der 44-Jährige. Heute schwer vorzustellen. Doch genau das will Buhr ändern. Seinen Beruf als Leiter des örtlichen „Marktkauf“-Supermarkts hängte er 2021 an den Nagel, nachdem der Parteilose die Wahl zum Bürgermeister gewonnen hatte. Den gebürtigen Magdeburger hatte es erst vor 13 Jahren in die Region verschlagen. Nach Jahren im Westen hatte er den Job bei „Marktkauf“ bekommen, hier auch seine Frau kennengelernt, eine Familie gegründet.

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Die Stadt der Kunstgießer. Die Tradition gibt es seit über 200 Jahren.

Heimat neu gestalten

Jetzt will er seine neue Heimat gestalten. Kein einfacher Job. Kaum eine andere Region im Osten Deutschlands hat der wirtschaftliche Zusammenbruch 1990 und die harten Jahre danach mehr getroffen als Lauchhammer. Der Name der Stadt war zeitweilig bundesweit ein Synonym für die großen Probleme, die der Aufbruch nach der Wiedervereinigung mit sich brachte. In der Stadt gab es acht Brikettfabriken und eine Kokerei; bis 1993 waren alle dicht. Tausende verließen die Region. Die Einwohnerzahl schrumpfte um die Hälfte – von rd. 28000 auf rd. 14000. Erst vor ein paar Jahren stoppte dieser Abwärtstrend. Was Lauchhammer neuerdings hilft, ist u.a. der bundesweite Arbeitskräftemangel. Er motiviert Firmen, in strukturschwachen Gebieten zu investieren, weil es dort noch leichter ist, Arbeitskräfte zu finden. Langsam aber sicher zahlt sich auch die nach der Wende mit viel Steuergeld entstandene neue Verkehrsinfrastruktur aus. Und Digitalisierung und Energiewende bieten Regionen wie Lauchhammer ebenfalls neue Chancen. Diese will der Bürgermeister konsequent nutzen. Buhr: „Wir waren schon immer eine Energiestadt, daran wollen wir jetzt anknüpfen.“ Ein erster Erfolg gelang Lauchhammer dabei bereits 2002, als sich der Windkraftanlagenhersteller Vestas dort ansiedelte. Ein Schock war, als die Fabrik 2022 schloss.

Nachfolger gefunden nach Vestas-Schließung

Doch inzwischen hat sich schon ein Nachfolger gefunden, ebenfalls aus dem Energiebereich. Der chinesische Konzern Svolt wird auf dem Gelände bis 2025 ein Werk für E-Auto-Batterien und Batteriespeicher errichten und damit 1000 Jobs schaffen. 90 weitere Arbeitsplätze entstanden 2023 mit der Eröffnung von Deutschlands modernster Betonmischanlage. Große Hoffnungen setzt Buhr außerdem auf die Fördermittel, die die Bundesregierung für die einstigen Braunkohleregionen zur Verfügung stellt. Lauchhammer rechnet dabei mit 20 Millionen Euro. Finanziert werden soll damit unter anderem das Projekt „Transformation 1535“ (1535 Grad Celsius ist der Schmelzpunkt von Eisen). An zwei Standorten in der Stadt soll mit einem Bildungs- und Erlebniszentrum an die große industrielle Geschichte mit Erz und Kohle erinnert werden, z.B. an die bis heute berühmte Kunstguss-Tradition (siehe links). Das soll Heimatgefühl und Identität stärken, mehr Menschen zum Bleiben oder Kommen bewegen.

Blick in eine vielversprechende Zukunft

Bürgermeister Buhr ist sich sicher, dass das einst verrufene Lauchhammer bald wieder eine gute und beliebte Adresse in Brandenburg und ganz Deutschland sein wird. „Wir haben hier so viele Möglichkeiten – Natur, Seen, die Geschichte von Eisen und Kohle direkt vor der Haustür. Und dazu eine gute Zukunft.“