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Restaurant St. Andreas in Sachsen: Auszeichnung mit Michelin-Stern

Benjamin Unger, Küchenchef des Restaurants St. Andreas im Hotel Blauer Engel in Aue-Bad Schlema wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. SuperIllu hat das Restaurant besucht und sich in der neuen Sterne-Stadt umgeschaut.

© Andreas Wetzel | SuperIllu
Die Geschäftsführer und Brüder Benjamin (vorn in der Mitte) und Claudius Unger (hinten rechts) mit einigen ihrer Mitarbeiter.

Ein Michelin-Stern für das Restaurant St. Andreas im Hotel Blauer Engel

Seit 361 Jahren schmückt das Hotel Blauer Engel den Altmarkt in Aue-Bad Schlema im sächsischen Erzgebirge. Das geschichtsträchtige Gebäude mit hauseigener Brauerei und zwei Restaurants, dem Feinschmecker-Lokal St. Andreas und der Tausendgüldenstube, ist dort jedem der rund 20.000 Einwohner bekannt. Seit wenigen Tagen hat das 4-Sterne-Hotel auch überregional Aufmerksamkeit erlangt, denn: Die Gastro-Kritiker des „Guide Michelin“ haben das Restaurant St. Andreas erstmals mit dem Michelin-Stern für seine kreative saisonale Küche ausgezeichnet.

Benjamin Unger, Küchenchef und Geschäftsführer des familiengeführten Hotels, ist überwältigt von der Auszeichnung: „Der Stern ist ein echter Ritterschlag für uns. Es fühlt sich so an, als hätten wir einen WM-Titel geholt. Das ist ein tolles Erlebnis. Ich habe erst einmal geheult, als ich von der Auszeichnung erfahren habe, weil es so emotional war“, so der 44-Jährige. Gemeinsam mit seinem zehn Jahre jüngeren Bruder, Claudius Unger, der ebenfalls Geschäftsführer ist und den Service im St. Andreas leitet, hat er damit nach vielen Jahren den begehrten Stern ins Erzgebirge geholt.

Der Preis ist ein echter Ritterschlag. Es fühlt sich so an, als  hätten wir den WM-Titel geholt.

Benjamin Unger
© Andreas Wetzel | SuperIllu
Das Hotel Blauer Engel, in dem sich das Restaurant St. Andreas befindet, gibt es seit 1663.

Die Bedeutung des Michelin-Sterns für die Region Aue-Bad Schlema

„Wir haben jahrelang auf diesen Moment hingearbeitet und sind nun zum ersten Mal nach Hamburg zur Preisverleihung eingeladen worden. Wir sind überglücklich, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat“, so Benjamin Unger. Die Auszeichnung sei nicht nur für das Hotel, das seine Eltern 1990 in den Familienbesitz geholt hatten, von Bedeutung, sondern auch für die gesamte Region. „Bislang war der Fußballverein FC Erzgebirge Aue das Steckenpferd bei uns, vielleicht auch noch unser Handballverein. Spätestens mit dem Michelin-Stern ist nun aber sicher, wir sind auch mit der Gastronomie auf Erfolgskurs“, so der Küchenchef, der seit 2017 Botschafter des Erzgebirges ist und somit auch die Vermarktung der Region stets mitbedenkt.

Aue-Bad Schlemas Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU) freut sich ebenfalls über die Würdigung des Lokals. „Der Michelin-Stern wirkt nicht nur auf das Hotel, sondern auch auf unsere Kurstadt. Mir wäre es recht, wenn wir in Zukunft auch für Gaumenfreude stehen würden. Ich bin mir sicher, das Team um Benjamin und Claudius kann seinen Stern nachhaltig verteidigen.“ Das St. Andreas zähle für ihn schon lange zur Spitzengastronomie und sei „der Mercedes Benz unter den Restaurants in der Region“. Viele Gäste seien deshalb bereit „70 bis 100 Kilometer zu uns zu fahren, um bei den Ungers zu essen“, meint der Oberbürgermeister.

Mit dem St. Andreas gibt es in Sachsen nun insgesamt acht Sterne-Restaurants. Die Vergabe der Michelin-Sterne beruht auf einem einheitlichen Bewertungssystem. Zu den Kriterien gehören u.a. die Qualität der Produkte, eine persönliche Note, das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie eine stets gleichbleibende Qualität. Rund zwei Dutzend Tester sind in Deutschland für den Restaurantführer anonym im Einsatz. Die Auszeichnung muss jedes Jahr neu verteidigt werden.

Übersicht mit allen Michelin-Sterne-Restaurants im Osten (außer Berlin)

Die Sterne des „Guide Michelin“ sind für das Jahr 2024 enthüllt worden. In Deutschland sind insgesamt 340 Restaurants mit der begehrten Auszeichnung prämiert worden.

Mecklenburg-Vorpommern 

  1. Dierhagen – Ostseelounge
  2. Bad Doberan – Friedrich Franz
  3. Heringsdorf – Kulmeck by Tom Wickboldt
  4. Heringsdorf – The O´Room 
  5. Krakow am See  – Ich weiß ein Haus am See
  6. Feldberger Seenlandschaft – Alte Schule - Klassenzimmer
  7. Ostseebad Binz – freustil
  8. Rostock – Gourmet- Restaurant Der Butt

Brandenburg

  1. Werder – Alte Überfahrt
  2. Potsdam – kochZIMMER in der Gaststätte zur Ratswaage

Sachsen

  1. Aue Bad Schlema – St. Andreas
  2. Radebeul – Atelier Sanssouci
  3. Leipzig – Kuultivo
  4. Leipzig – Stadtpfeiffer
  5. Leipzig – Frieda
  6. Dresden – Genuss-Atelier
  7. Dresden – Elements
  8. Schirgiswalde-Kirschau – Juwel

Sachsen-Anhalt

  1. Wernigerode – Pietsch
  2. Wernigerode – Zeitwerk
  3. Halle (Saale) – Speisberg

Thüringen

  1. Dermbach – BjörnsOx
  2. Blankenhain – Masters
  3. Blankenhain – The First
  4. Erfurt – Clara - Restaurant im Kaisersaal
© Restaurant St. Andreas
Der „Schneeball“ – ein Winterdessert aus dem Sterne-Lokal.

Regionale Produkte und kreative Interpretationen in der neuen deutschen Küche

Benjamin Unger und seine 21-jährige Sous Chefin Paula Hendel bekochen in dem frisch prämierten Lokal zu zweit bis zu 16 hungrige Gäste an einem Abend. Ihr Ziel ist es dabei, jedes Mal die Besucher zu überraschen. „Alles, was wir zubereiten, ist raffiniert und trägt unsere Handschrift. Die Gerichte sollen lange bei unseren Gästen in Erinnerung bleiben“, so der neue Sterne-Koch aus Sachsen, der in seinem Restaurant neue deutsche Küche anbietet, also typische regionale Gerichte, die modern interpretiert werden. „Quinoa kommt bei uns daher nicht auf den Tisch, stattdessen haben wir zum Beispiel das Bauernfrühstück neu aufgerollt. Weil das Erzgebirge für seine Eintöpfe bekannt ist, servieren wir auch mal Eintopf, natürlich dann die High-End-Variante“, sagt der Vater zweier Söhne.

Die frisch zubereiteten Gerichte werden in dem mit Holz gestalteten Restaurant im berühmten sächsischen Meißner Porzellan kredenzt. „Wir versuchen, wenn immer es geht, die Region mit einzubeziehen“, so der Koch. Seine Mutter Ute, die ihre Söhne noch immer im Hotelgeschäft unterstützt, hat deshalb Gemüse angebaut, das später in der Küche verarbeitet wird. Ausschließlich auf regionale Produkte zu setzen, sei bislang aber noch nicht möglich, meint Unger. „Auf unserer Speisekarte bieten wir u. a. Taube an. Die bekommen wir aus Frankreich, weil ich weiß, dass da die Qualität stimmt. Hierzulande müsste ich sie wahrscheinlich selbst vom Dach fangen, da ich einfach keinen Taubenzüchter kenne.“

© Andreas Wetzel | SuperIllu
Benjamin Unger, Küchenchef des Restaurants St. Andreas im Hotel Blauer Engel in Aue-Bad Schlema.

Die Zukunft des Restaurants St. Andreas und die Ziele der Ungers

Der 44-Jährige schloss seine Kochausbildung 2002 in der Bülow Residenz in Dresden als bester Auszubildender in Sachsen ab. Sein Talent am Herd bewies der Sachse regelmäßig bei Kochwettbewerben. 2002 gewann er den mitteldeutschen Vorentscheid des Rudolf Achenbach Preises. Vier Jahre später, als er bereits die Küchenleitung im St. Andreas übernommen hatte, wurde er zum „Koch des Jahres“ der Flairkooperation unter 155 Hotels gekürt. 2010 entschied sich auch sein Bruder Claudius in das Familienunternehmen voll einzusteigen.

Von ihrem bisher größten Erfolg wollen sich die Brüder aber nicht beirren lassen: „Wir nehmen die Glücksgefühle der Preisverleihung in unser tägliches Geschäft mit, machen so weiter wie bisher. Unsere Prozesse haben sich schließlich bewährt“, so Benjamin Unger. Auch die Preise würden deshalb nicht angehoben werden. Ihre größten Ziele für die Zukunft sind: das Unternehmen weiterhin erfolgreich zu führen, den Stern im nächsten Jahr zu verteidigen und die Gäste weiterhin glücklich zu machen, damit immer mehr Menschen auf das Erzgebirge, ihre Heimat, aufmerksam werden. „Wir wollen die Leute aus den Altbundesländern ‚entjungfern‘, sie sollen hier rüberkommen. Es gibt noch viel zu viele, die sich das noch nicht angeguckt haben“, meint der frischgebackene Sterne-Koch.