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© Andreas H. Bitesnich
SUPERillu-Interview

Michael Patrick Kelly: „Ein Kreis hat sich geschlossen“

Wir sprachen den Sänger anlässlich des Kinostarts von „Playmobil: Der Film“ und tauschten uns mit ihm u.a. über Kinder, Schwester Maite und die heilende Kraft von Musik aus

Der Goldene-Hemme-nominierte Musiker begab sich hierfür auf – weitgehend – unbekanntes Terrain und sprach über diese Herausforderung mit uns. Aber nicht nur das: „Paddy“ über Kinder und seine eigene Kindheit, das enge Verhältnis zu Schwester Maite sowie darüber, wie er mit seiner Musik bereits Psychologen ersetzte!

Was ist Ihr Fazit nach der Arbeit an „Playmobil: Der Film“, in dem Sie Piratenkapitän Bloodbones Ihre Stimme verleihen. Anstrengend? Spaßig?

Es hat mir großen Spaß gemacht, den Piraten zu spielen. Anfangs war es nicht einfach, eine Stimme zu finden, die gut zu der Figur passte, aber nach ein paar Stunden im Synchronstudio war ich dann im Flow. 

Was war die größte Herausforderung?

Synchronsprechen ist halt etwas anderes als Singen. Beim Singen drücke ich meine eigenen Gedanken und Gefühle aus. Beim Synchronsprechen muss ich mich nach einem schon existierenden Charakter und einer Textvorgabe richten. Und da ich kein Schauspieler bin, war die Reihenfolge diesmal anders als sonst. 

Haben Sie selbst einen Bezug zu den Playmobil-Figuren? Waren die Teil Ihrer Kindheit?

Zu Playmobil habe ich tatsächlich einen persönlichen Bezug, weil ich mir schon als Siebenjähriger sehnlichst das Playmobil-Piratenschiff zu Weihnachten gewünscht habe. Ich bin aber nicht davon ausgegangen, dass es klappt, denn wir lebten ja sehr bescheiden. Als ich es trotzdem bekommen habe – sogar neu und nicht secondhand – war ich natürlich total hin und weg. Und so habe ich, zwischen meinem siebten und elften Lebensjahr, sehr viel mit Playmobil gespielt und dem Kapitän schon damals Stimmen verliehen. Dass ich ausgerechnet ihn 35 Jahre später synchronisieren durfte, war natürlich wunderbar. Irgendwie hat sich für mich persönlich – von der Kindheit bis heute – ein Kreis geschlossen. 

© 2019 – 2.9 FILM HOLDING LTD – MORGEN PRODUCTION GMBH – M6 FILMS
„Playmobil: Der Film“ – Kinostart: 28. August

Was und womit haben Sie als Kind gespielt – neben Musikinstrumenten?

Mein Held war Robin Hood. Ich habe ihn auch oft mit selbstgemachtem Pfeil und Bogen im Wald gespielt. Fußball oder Ringkämpfe mit Boxhandschuhen vom Flohmarkt waren für mich als Kind auch der Renner. 

Viele Kinder, zumindest hat man das Gefühl, sind heute weniger kreativ, als das früher der Fall war. Das liegt auch an den Berieselungsmöglichkeiten durch Youtube & Co. – Stichwort „Generation Handy“. Sehen Sie das auch kritisch?

Ich denke schon, dass die Handysucht für viele Kids ein Hindernis ist, sich positiv zu entwickeln. Anderseits kann ich aber auch verstehen, wenn z.B. alleinerziehende Eltern nach einem langen Arbeitstag keine Kraft mehr haben, um mit den Kindern noch was zu unternehmen. Als Kind hatte ich das Glück, viel mit Freunden oder Nachbarskindern draußen zu spielen. Ich hatte auch eigene Haustiere, und vor allem in der Musik konnte ich meine Kreativität entfalten. Mit ca. elf Jahren schrieb ich mein erstes Lied. 

Sie sind in diesem Jahr nominiert für die Goldene Henne, Deutschlands größten Zuschauerpreis. Was bedeutet Ihnen das?

Das freut mich natürlich! Eine solche Nominierung bedeutet, dass meine Musik eine Relevanz für die aktuelle Gesellschaft hat. Dafür bin ich sehr dankbar, denn es war ja vor drei bis vier Jahren gar nicht so klar, ob ich als Solokünstler Anerkennung bekommen würde. Das Schöne bei diesem Preis ist, dass die Zuschauer das Sagen haben. 

Wie wichtig sind Preise Ihnen?

Ich hab in den letzten Jahren diverse Preise verliehen bekommen und freue mich immer darüber. Ich würde aber genauso weiter Songs schreiben und auf Tour gehen, ohne je einen Preis oder Gold- und Platin-Auszeichnungen dafür zu bekommen. Die Musik ist mir wichtiger als der Erfolg, was aber natürlich nicht heißt, dass ich mich nicht über Erfolg freue.

Stichwort Feedback: Von wem bedeutet Ihnen das am meisten?

Das schönste Feedback kommt immer von Menschen, die mir sagen, dass ihnen ein Song entweder durch schwere Zeiten geholfen oder aber in schönen Momenten begleitet hat, wie z.B. eine Hochzeit oder eine Taufe. Da merke ich, dass meine Musik für manche Leute mehr ist als reine Unterhaltung, sondern zum „Soundtrack“ wichtiger Lebensetappen werden kann. Mir hat mal eine Frau erzählt, dass mein Lied „Shake Away“ ihr geholfen hat, sich von ihrer schwierigen Vergangenheit zu lösen. Oder letztens sagte mir ein 18-Jähriger, der wegen der Scheidung seiner Eltern in eine Krise gefallen war, dass mein Song „iD“ ihm mehr geholfen hätte als die Psychologen, die ihn betreuten. 

Familienverbund ist und war Ihnen immer wichtig. Wem von Ihren Geschwistern standen Sie immer am nächsten und wer ist das heute (noch)?

Als Kind war ich denen nah, die mir vom Alter her am nächsten standen. Heute hängt es mehr mit den gemeinsamen Interessen oder Lebensansichten zusammen. 

© dpa
Geschwisterbande: Joey, Maite und Patrick Kelly 

Auch Ihre Schwester Maite ist unter den SUPERillu-Lesern und -Usern extrem beliebt. Was macht Ihr Verhältnis aus?

Wir verstehen uns super und schätzen einander sehr. Wahrscheinlich, weil es auch gewisse berufliche Parallelen gibt. Wir haben uns beide von einer Family-Band gelöst und sind einen ähnlichen Weg als Solokünstler gegangen. Musikalisch gesehen sind wir zwar in verschiedenen Genres aktiv, aber es gibt auf menschlicher Ebene viele Gemeinsamkeiten. 

Wie stolz sind Sie auf Maite, etwa was ihre Solo-Karriere angeht?

Ich bin sehr stolz auf sie. Viele Schlagersängerinnen schreiben ihre Lieder nicht selbst. Maite schon, und sie schreibt auch Hits für andere. Sie singt super, tanzt gut, hat Bestseller-Kinderbücher herausgebracht und ist sogar Schauspielerin. Und das als Mama von drei Kindern. Ich finde, sie gibt auch vielen Frauen Mut, einfach sie selbst sein zu können, ohne den Maßen von Topmodels nacheifern zu müssen.

Geben Sie beide sich auch Tipps, beraten sich?

Ja, manchmal schicken wir einander Songs, die gerade geschrieben wurden, um eine Meinung vom anderen zu hören. 

Sie sind in diesem Jahr der Star bei der „Nacht der Chöre“. Was bedeutet Ihnen das?

In Schweden singen anscheinend 20 Prozent der Bevölkerung in Chören. Ich vermute, dass deshalb so viel gute Musik von dort aus in die Welt hinausgeht. Zum einen finde ich es wichtig, auch hierzulande eine Kultur des Singens - und das auch gemeinsamen mit anderen - zu stiften, und zum andern habe ich bisher noch nie ein Konzert mit einem Chor gegeben. Das wird also eine Premiere für mich. Deswegen freue ich mich auf die „Nacht der Chöre“. 

Können Sie abschließend erklären, was es für einen persönlich, für Sie für eine Bereicherung ist, zu musizieren – und warum Sie es so sehr empfehlen können?

Der Philosoph Friedrich Nietzsche hat mal gesagt, „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Ich finde, da ist was dran. Egal ob man der Sänger oder der Zuhörer ist, das Leben ohne Musik wäre, glaube ich, sehr trist. Wir Menschen feiern und trauern mit Musik. Es hat was Heilendes, was Gesundes, so wie Humor auch. Deswegen nehme ich so gern Teil an TV-Shows wie „The Voice Of Germany“ oder „Sing Meinen Song“. Im Herbst bin ich bei „The Voice Senior“, was auch eine tolle Musikshow ist.