Man kann ihm stundenlang zuhören. Wird nicht langweilig, oder?“ sagt Lieselotte Kurzweg, 86, über ihren Ehemann Hans-Joachim, 85, als SuperIllu mit dem Paar beim Italiener in Lichtenberg zusammensitzt. Ja, die Rollenverteilung in dieser Ehe kristallisiert sich recht schnell heraus: er der Alleinunterhalter – sie die Zuhörerin, die durch gelegentliche, mitunter ironische Einwürfe besticht. „Soll ich dich ölen?“, fragt Lieselotte während der anekdotenreichen Ausführungen ihres Gatten, greift zum Olivenöl und hält es lachend in dessen Richtung. Doch nicht nur Humor ist der Motor dieser Beziehung. Es sind auch Erinnerungen an die Jahre am Friedrichstadt-Palast, wo die Liebe der beiden einst begann…
Als ich die Fotos jetzt noch mal angeguckt habe, musste ich fast weinen. Das weckt schon auch Wehmut. Was für eine schöne Zeit es doch war!
Lieselotte Kurzweg
So haben sie sich kennengelernt
Hans-Joachim Kurzweg kam 1960 als Solo-Posaunist an das geschichtsträchtige Haus, nachdem er bei den ersten Rügenfestspielen (heute Störtebeker-Festspiele) mitgewirkt hatte. „Im Friedrichstadt-Palast war meine erste Revue ,Strandkorb Nummer 13‘.“, erzählt der gebürtige Brandenburger. Die größte und schönste Zäsur erfolgte dann zwei Jahre später, als die aus Dresden stammende Lieselotte in sein Leben trat. Sie: „Ich kam von der Klassik, und die Ballettmeisterin am Theater in Gera, wo ich zuvor war, riet mir, zum Friedrichstadt-Palast zu gehen: ,Du bist groß, hast lange Beine…‘ Es war einfach auch ein guter Zeitpunkt.“ Gesagt, getan. Joachim fiel „die Neue“ sofort auf: „Sie war ganz anders als die anderen Mädels. Auch sehr attraktiv, aber eher zurückhaltend . Und so… würdevoll. Ihre Ausstrahlung hat mich sofort fasziniert.“
Sie war ganz anders als die anderen Mädels. Auch sehr attraktiv, aber eher zurückhaltend. Und so… würdevoll. Ihre Ausstrahlung hat mich sofort fasziniert.
Joachim Kurzweg
Beide wurden große Nummern am Friedrichstadt-Palast
Schnell wurden die beiden ein Paar, machten sich gleichzeitig immer mehr einen Namen an dem renommierten Haus: Während Joachim musikalisch zunehmend Verantwortung übernahm, avancierte Lieselotte zu einem der Lieblinge im Tanzensemble, wurde von Stars wie Frank Schöbel, 79, persönlich für Shownummern ausgewählt: „Er war sehr nett! Hat auch bisschen geflirtet. Aber das machte er mit allen und es war nicht anrüchig oder so.“ „Es wusste eh jeder: Sonst gibt’s Ärger mit der grauen Eminenz Kurzweg!“, fügt Joachim grinsend hinzu, der zugunsten seines legendären „Orchesters Jo Kurzweg“ 1969 aus dem Palast ausschied. Lieselotte verabschiedete sich einige Jahre später aus dem Showzirkus, um sich mehr um Sohn Alexander, heute 63, aus einer früheren Beziehung kümmern zu können, der bis dato bei ihrer Mutter in Dresden gelebt hatte. Fortan genoss sie das Privatleben mit ihm und Joachim. Aber sie sagt auch: „Als ich die Fotos jetzt noch mal angeguckt habe, musste ich fast weinen. Das weckt schon auch Wehmut. Was für eine schöne Zeit es doch war!“
