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Persönlich

Karsten Speck: Wege zum Glück und verhärtete Fronten

Bei unserem Treffen erlebten wir einen Mann, dem es privat und beruflich gut geht, der sich aber wegen des Zustands der Gesellschaft Sorgen macht. Der Entertainer über alte Fehler, neue Projekte und: die Liebe …

Schlagfertig und charmant – so kennt man Karsten Speck. Eigenschaften, die der 63-Jährige auch bei einem seiner aktuellen Projekte zur Geltung bringt, dem Podcast „Seitenwechsel“. Hier tritt er zudem streitbar auf – oder sagen wir: diskussionsfreudig. Zusammen mit der Heilpraktikerin für Psychotherapie und „Sexpertin“ Jana Förster tauscht er sich zu Themen aus, die in der RTL-Doku „Seitenwechsel - Die Welt mit anderen Augen sehen“ behandelt werden: von „Vollzeitmütter – Wenn Kinder zur Lebensaufgabe werden“ bis „Tiere in Gefangenschaft“. Wie kam‘s zu Specks Einsatz? „André Goltzsche – der Chef von Arriba Media – und ich, wir kennen uns schon eine ganze Weile und wollten immer mal was zusammen machen. Nun kam er auf mich zu und fragte mich für diesen Podcast an. Mir gefiel die Idee. Und mit Jana, die ich erst durch ,Seitenwechsel‘ kennenlernte, klappte das auf Anhieb ganz wunderbar! Wir lernen viel voneinander und mögen uns total gern.“

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Jana Förster und Karsten Speck während der Aufzeichnung einer Podcast-Folge.

Der Segen analoger Zeiten

Als SuperIllu zu Besuch ist im Studio in Berlin-Schöneberg, wo der Podcast produziert wird, diskutieren Speck und Förster gerade das Thema „Handwerker versus Influencer“. Da drängt sich in unserem Interview eine Frage auf: Wäre Speck in jungen Jahren denn ein Influencer gewesen? Also jemand, der das Internet nutzt, um dort seine Fangemeinde bei Laune zu halten und auf die Weise vielleicht sogar auch Geld zu verdienen? Immerhin empfinden die meisten Künstler heute Eigenwerbung im World Wide Web als unerlässlich. Speck hat dazu eine zweigeteilte Meinung: „Da ich immer sehr sportinteressiert war, könnte ich mir vorstellen, dass ich bei Instagram eine Art Fitness-Lifestyle-Kanal gehabt hätte. Andererseits bin ich aber nicht unglücklich darüber, dass ich noch die ‚analogen‘ Zeiten erlebt habe. Man war irgendwie weniger getrieben. Der Beruf des Künstlers war auch geschützter. Heute fühlt sich doch anscheinend jeder berufen, alles zu machen – egal, ob das entsprechende Fundament existiert oder nicht...“

Aufruf zu respektvollerem Umgang

Ja, zu seinen „Kessel Buntes“-Zeiten Anfang der 90er existierte das Internet noch nicht wirklich; und als der gebürtige Sachse Star der ZDF-Serie „Hallo Robbie!“ war (2001 bis 2007), steckte das Influencertum noch in den Kinderschuhen. Längst toben vor allem in den sogenannten sozialen Medien – bei Facebook, Instagram oder aber X (ehemals Twitter) – höchst unsoziale Auseinandersetzungen. Oft geht es um Meinungshoheit statt Meinungsvielfalt. Und der Ton wird rauer. Daher hofft Speck, dass seine zwar kontroversen, aber immer auch respektvollen Podcast-Gespräche mit Jana Förster nicht nur unterhalten, sondern auch eine Botschaft aussenden: „Wir müssen wieder lernen, normal miteinander zu reden! Einander zuzuhören. Und auch: maßzuhalten. Jeder weiß alles besser. Es wird immer sofort alles unüberlegt und ungeprüft rausgehauen – nicht nur von Privatmenschen, sondern auch von Medien. Ich sag nur: ,Verdachtsberichterstattung‘… Bevor man über jemanden oder etwas urteilt, sollte man innehalten. Und es gilt einfach, andere Meinungen zu tolerieren – wenn sie nicht gerade die Grenzen dessen sprengen, auf die man sich in der Zivilgesellschaft irgendwann mal geeinigt hat. Es geht doch nicht darum, sich zu verbiegen!“ Speck weiter: „Es klingt so abgedroschen, aber: Man muss tatsächlich wieder zunehmend aufpassen, was man sagt. Sprachsensibilität finde ich richtig und wichtig, aber diese viel zitierte politische Korrektheit ist der falsche Weg.“

Ich hab von Therapie profitiert. Themen, die mit Corona und daraus resultierenden Problemen zusammenhingen, machten mir zu schaffen.

Karsten Speck
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Nachdenklich, meinungsstark: Karsten Speck

Verhärtung im gesellschaftlichen Diskurs

Der Wahlberliner ist sich sicher, die Verhärtung im gesellschaftlichen Diskurs habe mit der Pandemie vor drei Jahren eingesetzt: „In der Coronazeit hat sich da meiner Wahrnehmung nach was verschoben. Man denke allein an die Bezeichnung ,Querdenker‘. Die war früher positiv assoziiert, galt Leuten, die auch mal um die Ecke, einen Schritt weiter denken – unorthodoxe oder gar unbequeme Perspektiven einnehmen. Während der Pandemie aber wurde das zum Schimpfwort für Menschen mit anderer Meinung zur Coronapolitik – wobei es natürlich auch viele tumbe Leute auf dem Gebiet gab und gibt …“

Positive Therapieerfahrungen

Die Pandemie hatte aber auch etwas anderes zur Folge: Speck machte sich Therapie zunutze. „Ich hab davon profitiert. Es gab Themen, die mit der Coronazeit und daraus resultierenden Problemen zusammenhingen und mir zu schaffen machten. Ich kann das jedem nur empfehlen. Mir hat es sehr geholfen, und ich habe mehr über mich erfahren als in den 20 Jahren zuvor. Ich finde es auch wichtig, sich zu so was zu ,bekennen‘. Das ist überhaupt nichts Ehrenrühriges – und in unseren Zeiten immer größerer Herausforderungen wächst der Bedarf an professioneller Lebenshilfe auch.“

Aus Fehlern gelernt

Wenn er von den „20 Jahren zuvor“ spricht, dann beinhalten die auch eine unrühmliche Zeit in seinem Leben. Zweimal musste er ins Gefängnis, u.a. wegen Steuerhinterziehung. Eine Phase, die ihn prägte und von der er sagt, dass er damals mitunter falsch dar- und an den Pranger gestellt worden sei. „Da wurde derart viel Mist geschrieben, ich fühlte mich aber nie bemüßigt, das klarzustellen... Und ja: Ich hätte mir mehr Objektivität gewünscht. Und diese Härte, die mir entgegenschlug, hatte – so kam es mir vor – auch mit meiner Bekanntheit zu tun. Wenn ich sehe, wer seitdem so alles in Konflikte ähnlicher Art geraten ist und was dann an juristischen Konsequenzen folgte, wundere ich mich schon sehr. Etwa gewisse Personen aus der Autoindustrie – und da sprechen wir von ganz anderen Dimensionen.“ Doch er fügt hinzu: „Ich habe natürlich aus meinen Fehlern gelernt, die ich zweifellos gemacht habe. Das Ganze ist aber so lange her, dass es für mich keine Rolle mehr spielt. Die Leute nehmen mich vor allem als Künstler wahr – und als jemanden, der sich seinen Problemen gestellt hat. Und das hab ich nun wirklich. Mit Jana hab ich diesen Teil meines Lebens mal gestreift, da meinte sie nur: ,Hut ab, so was muss man erst mal bewältigen!‘“

Patchwork mit der neuen Freundin

Aktuell ist Karsten Speck glücklicher denn je. Das liegt nicht nur an spannenden beruflichen Projekten wie dem „Seitenwechsel“-Podcast oder der professionellen Hilfe, die er sich in seiner Krise holte. Nein, es hat auch einen anderen Grund, den uns der Vater eines erwachsenen Sohnes mit seligem Lächeln verrät: „Ich habe seit einiger Zeit eine Frau an meiner Seite, die einfach zu mir passt. Sie kommt aus dem medizinischen Bereich, arbeitet mittlerweile in der Verwaltung, und hat zwei tolle große Töchter, ich einen tollen großen Sohn. Wir ‚patchworken‘ ganz wunderbar und sehen uns ständig.“ Schwärmend fährt er fort: „Neben vielen Aktivitäten wie Theaterbesuchen und Radfahren golfen wir manchmal auch zusammen. Ich hätte nie gedacht, dass mir das mal Spaß machen würde. Es ist bei uns aber auch null elitär oder so... Und bei all den vielen Gemeinsamkeiten haben wir auch eine ziemlich ausgeprägte Streitkultur. Langweilig wird’s nicht!“

Große Pläne – auch im Fernsehen …

Schon bald ist Karsten Speck übrigens wieder auf den viel zitierten Brettern, die die Welt bedeuten, zu erleben. Vor Kurzem begannen für ihn die Proben zu einer neuen Theaterproduktion. (Vor)Freudig berichtet er: „Ich werde damit bundesweit unterwegs sein – wir reden von 500 Vorstellungen plus... Das Stück heißt ,Toc Toc‘, und Regie führt mein Freund René Heinersdorff. Dann gibt es noch Pläne fürs Fernsehen und auch musikalische. Schließlich sagt er einen Satz, aus dem auch viel Dankbarkeit spricht: „Mir geht’s grad richtig gut!“