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Vom Polizeiruf zur Politik

Merkel-Darstellerin Imogen Kogge: Stolze Oma

Die ehemalige „Polizeiruf 110”-Schauspielerin über ihre Rolle als Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihre Tochter Leonie, die sie jetzt zur Großmutti macht, und ihr Leben zwischen West und Ost

Interview mit der Schauspielerin, die Angela Merkel spielt: Das ist Imogen Kogge

Treffen mit Imogen Kogge, 63, anlässlich des Films „Die Getrieben“, in dem sie Bundeskanzlerin Angela Merkel, 65, spielt. Der Film läuft am 15. April um 20:15 Uhr in „Das Erste” und ist bis 15. Juli 2020 in den Mediathek zu sehen.

Es war das letzte persönliche Interview des SUPERillu-Autors, bevor in der Hauptstadt die coronabedingten Einschränkungen verordnet wurden.

Und beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), wo das Gespräch stattfand, wurde bereits auf eines verzichtet: Händeschütteln! Distanziertheit herrschte jedoch nur in physischer Hinsicht, denn die ehemalige „Polizeiruf 110“-Kommissarin gab viel Privates preis. Außerdem räumte sie bei der Gelegenheit mit einem Missverständnis auf …

Frau Kogge, Wie haben Sie reagiert, als das Angebot kam, Angela Merkel zu verkörpern? Sagt man bei so einer Rolle sofort zu oder kriegt man erst mal Angst?

Ich habe tatsächlich einen Schreck bekommen, weil Angela Merkel  eine derart öffentliche Person ist. Gefühlt jeder begreift sich als Merkel-Experte, meint zu wissen, wie sie tickt. Da brauchte ich erst mal ein bisschen für eine Entscheidung und musste auch herausfinden, was der Regisseur genau vorhat. Eine durchaus kritische, aber auch faire Auseinandersetzung mit ihr war mir wichtig. Ich würde mir wünschen, dass sie selbst das auch so empfindet, wenn sie den Film sehen sollte.

Sie wird unerwartet weich dargestellt. Tut die Öffentlichkeit ihr unrecht, wenn sie sie als kühl und technokratisch abtut?

Man sollte einfach nicht vergessen, dass Frau Merkel DIE Spitzenpolitikerin unseres Landes ist, sie steht Deutschland vor. Natürlich kann sie da nicht ständig öffentliche Gefühlsausbrüche haben. Und doch habe ich sie nie als „Apparatschik“ à la Putin wahrgenommen. Für mich ist sie jemand mit vielen Facetten –auch jemand, der zuhören kann, sich auf sein Gegenüber einlässt …

© Volker Roloff  | ARD/rbb/carte blanche International
In „Die Getriebenen“ (15. April, 20.15 Uhr, Das Erste) spielt Imogen Kogge Kanzlerin Merkel

Ihr Spiel ist frappierend, selbst Merkels leichten „Watschelgang“ haben Sie sich antrainiert. Was war das Schwierigste?

Ich habe sie gut studiert und mir Erkennungsmerkmale angeeignet – mit dem Wunsch, dass ich als Imogen Kogge nicht gänzlich hinter der Figur verschwinde. Am schwierigsten war die Sprache. Das hab ich dann auch irgendwann in Absprache mit dem Regisseur sein lassen, wobei ich ihren Einschlag hier und da anklingen ließ.

Sie haben mir im Vorgespräch verraten, dass Sie von Potsdam wieder nach Berlin gezogen sind. Wie kam‘s dazu?

Ich liebe Potsdam und habe dort zehn wunderbare Jahre verbracht. Aber Familie, Freunde – die allermeisten sind in Berlin. Und wenn ich verreise, was oft der Fall ist, dann von dort aus. Hinzukommt, dass nach meiner Mutter nun im Sommer auch mein Vater verstorben ist. Es war mir damals wichtig, in der Nähe der beiden – und damit in Potsdam – zu sein. Das ist nun auch weggefallen.

Das tut mir sehr leid mit Ihren Eltern. Was hatten Sie für ein Verhältnis?

Ein sehr enges. Und mein Beruf erlaubte es mir, viel für sie da zu sein. Sie waren beide über 90 und konnten schließlich in Ruhe gehen. So war dann auch das Kapitel Potsdam für mich abgeschlossen.

© Xamax
2016 mit Tochter Leonie, die sie im Mai zur Oma macht

Beide Elternteile zu verlieren, ist sicher etwas sehr Einschneidendes – selbst wenn man schon längst erwachsen ist …

Ja, es ist komisch. Das sind die Menschen, die mein Leben lang da waren, für mich da waren. Wie die Geschwister. Es war zu erwarten, dass sie sterben würden, und ich habe es ihnen auch gewünscht, damit sie erlöst werden. Aber die Tatsache, dass sie nicht mehr da sind, fühlt sich an, als wäre eine Straße weggebrochen, die man eben noch, wie so oft, entlanglief. Meine Eltern haben mich immer bestärkt in dem, was ich tat. Meine Mutter glaubte in meinen Anfängen mehr an mich als ich selbst.

Stichwort Familie: Sie haben eine Tochter ...

Sie ist Psychotherapeutin und arbeitet hier in Berlin. Das war natürlich auch ein Grund für meinen Umzug. Wir wohnen sogar beide in Charlottenburg – und im Mai werde ich Oma! Da will ich umso mehr in der Nähe sein. An dem Beispiel merkt man, wie nahe Tod und Leben oft beieinanderliegen.

Sie stammen aus Westberlin, werden aber oft im Osten verortet.

Ja. Als ich den „Polizeiruf 110“ drehte, fielen viele – ostdeutsche – Kollegen aus allen Wolken, als ich sagte, woher ich stamme. „Du bist doch eine von uns!“, sagten sie. Und ich dann: „Das bin ich auch!“ Ich denke nämlich nicht in Ost und West.  Das war jedenfalls eine schöne Arbeit damals, nicht zuletzt, weil ich so viele wunderbare Flecken in Brandenburg erkunden konnte. Das spielte ja überwiegend auf dem Land.   

© ddp
2002 bis 2010 ermittelte sie als Johanna Herz mit Horst Krause im „Polizeiruf 110“
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Schauspielerin Imogen Kogge im SUPERillu-Interview mit Chefreporter Björn Wolfram