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© Andreas Wetzel | SUPERillu
75. Geburtstag

Howard Carpendale: Das wünscht er sich zum Geburtstag

Kurz vor seinem Geburtstag am 14. Januar spricht der südafrikanische Sänger im SUPERilluInterview über die Herausforderungen des letzten Jahres, die Sehnsucht nach seinem Sohn Cass und darüber, was ihm in diesen Zeiten Angst macht

Schlank ist er geworden. Die Verwandlung von Howard Carpendale, 74, hat gleich mehrere Gründe. Er hat nicht nur mit Yoga begonnen, sondern achtet auch auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. „Ich kann nur sagen, dass ich in der Corona-Zeit zwölf Kilo abgenommen habe. Ich will damit nicht zu laut angeben, aber das tut mir sehr gut.“

Ich stehe oft im Mittelpunkt. Da bin ich zu Hause lieber privat

Howard Carpendale

Howard Carpendale: Zu Hause steht er nicht gerne im Mittelpunkt

Seinen 75. Geburtstag am 14. Januar würde der Sänger gerne unter den Teppich kehren. „Ich habe diesen Tag jetzt 74 Mal nicht gefeiert, deshalb werde ich es wohl auch dieses Mal nicht tun. Ich weiß nicht, was die Familie plant, aber ganz ehrlich: Geburtstage interessieren mich nicht besonders.“ Der Grund ist ein einfacher: „Ich stehe im Beruf sehr oft im Mittelpunkt. Da bin ich zu Hause lieber privat. Auch als ich in Amerika gelebt habe, habe ich es genossen, dass mich nicht jeder erkannt hat.“

Der jüngste Sohn lebt in Südafrika

© imago/STAR-MEDIA | Imago Stock
Seltenes Familienbild: Mit seiner Ehefrau Donnice und dem gemeinsamen Sohn Cass bei der Show „Die Besten im Frühling“ 2015

Das Leben in seiner einstigen Wahlheimat gehört schon lange der Vergangenheit an. Dennoch ist die Verbindung immer noch da. Schließlich lebt sein jüngster Sohn Cass, 32, mit seiner Verlobten weiterhin dort. Für Howard Carpendale und seine Ehefrau Donnice, 64, keine einfache Situation. Die Distanz ist derzeit eine fast unüberwindbare Hürde. „Meine Frau hat zum Glück ein Smartphone. Da skypen wir und reden mit ihm mindestens zwei Mal die Woche. Ich sage oft zu ihr: ‚Wann immer du ihn vermisst, rufe ihn an!‘ Ich sehe, wie schwer ihr die Trennung fällt. Sie geht nicht daran kaputt, aber es ist hart. Wir stellen uns manchmal vor, dass einer von uns oder auch Cass krank wird und wir dürften nicht zu ihm. Das wäre eine furchtbare Situation.“ Sorgen macht sich Howard Carpendale allerdings keine. „Cass ist glücklich und nur darum geht es."

Er lebt in einer sehr guten Beziehung mit seiner Freundin, die er seit seinem 14. Lebensjahr kennt. Es scheint alles in wunderbarer Ordnung zu sein. Ich wundere mich immer wieder über ihn. Ich habe selten einen so glücklichen Mann kennengelernt wie Cass. Immer wenn ich ihn höre, geht es ihm gut.“ Auf die von Cass angekündigte Hochzeit wartet der Schlagersänger bislang allerdings vergebens. Dabei gab es vor zwei Jahren eine offizielle Verlobung bei einem Konzert. „Ich hatte ja die ganze Familie seiner Freundin nach Deutschland eingeladen, um bekannt zu geben, dass er heiraten wird. Sie konzentrieren sich offenbar voll und ganz auf ihre Arbeit. Rachel ist eine erfolgreiche Tierärztin, Cass ist in der Computerbranche tätig.“ Cass hat wohl den Ehrgeiz seines Vaters geerbt.

Howard Carpendale ist eine der wenigen lebenden Schlagerlegenden

Mit fast 75 gehört Howard Carpendale zu den wenigen Schlagerlegenden, die wir noch haben. In den letzten 50 Jahren prägte er mit seinen Hits mehrere Generationen, verkaufte über 50 Millionen Tonträger. Einen Einblick in sein spannendes Leben geben private Bilder des Musikers, die SUPERillu anlässlich seines Geburtstages zeigen darf. „Wenn ich an meine Kindheit in Südafrika denke und sehe, wo ich heute gelandet bin, ist das schon unglaublich.“ Er sei immer seinem Herzensweg gefolgt: „Ich hatte einen unbewussten Plan. Ich habe immer mit meinem Vater diskutiert. Er meinte zu mir: ,Alle sagen, du bist der Sohn von Douglas.‘ Und ich habe ihm geantwortet: ,Irgendwann sagen sie: Du bist der Vater von Howard.‘“ Das war sein Ansporn. „Ich habe am Anfang meines Lebens gemerkt, dass ich nicht so viel getaugt habe. Das hat mir schon früh gezeigt. Es gibt keinen Grund, arrogant zu sein.“

Ich weiß nicht, ob ich mit mir selbst leben wollte

Howard Carpendale

Sein Privatleben ist die wichtigste Säule seines Lebens

Trotz aller Erfolge ist das Privatleben für den Wahl-Münchner die wichtigste Säule seines Lebens. Mit seiner zweiten Ehefrau Donnice geht er seit 40 Jahren gemeinsam durchs Leben, hat mit ihr in dieser Zeit Höhen und Tiefen erlebt. „Ich frage mich manchmal: Wie kann man mit mir so lange leben und kein Streit entsteht? Ich habe schon ein gesundes Stück Egoismus und mache mein Ding. Ich weiß nicht, ob ich mit mir selbst leben wollte. Aber Donnice ist einfach ein Mensch, der das mitmacht. Wir haben eine sehr starke Verbindung zueinander. Seit der Hochzeit (2018, Anm. der Red.) wurde das noch stärker. Manchmal reden wir über die letzten 20 Jahre. Das waren schwere Zeiten, dass wir da lebendig rausgekommen sind, ist fast ein Wunder.“

Der Sänger meint damit ihre Alkoholabhängigkeit, die heute der Vergangenheit angehört. Das Paar hat sich zusammengerauft, wirkt verliebter denn je. „Es gibt nicht viele Menschen, mit denen ich immer zusammen sein will. Aber Donnice ist so einer. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart in allen Situationen wohl. Wir machen keine Show miteinander. Es ist alles easy.“ Um sie im Alltag zu überraschen, denkt er sich öfter etwas aus. „Ich schreibe auch manchmal kleine Zettel an Donnice. Wenn sie nach Hause kommt oder morgens aufwacht, liegt ein kleiner Zettel da. Das ist unsere Art, ein Geschenk zu machen.“

Wann darf ich meine Leidenschaft wieder ausleben?

Howard Carpendale

Der größte Traum: Endlich wieder live auftreten

Das größte Geschenk für ihn wäre es, irgendwann wieder live auftreten zu dürfen. Wenn alles klappt, will der Südafrikaner vom 11. September bis zum 9. November 2021 mit der „Show meines Lebens“-Tour begeistern (Infos dazu hier). „Gerade in meinem Alter denkt man schon: Wann werde ich mal wieder auf der Bühne stehen? Ich bin ja nicht mehr der Jüngste und ich weiß, dass es morgen vorbei sein kann.“ Auch wenn er mit fast 75 zur Corona-Risikogruppe gehört, will er sich nicht isolieren. Er hält sich aber an die Regeln. „Ich weiß, dass es nicht von Vorteil ist, wenn ich diese Krankheit bekomme.“

Die Endlichkeit des Lebens macht den Sänger nachdenklich. „Das beschäftigt mich am meisten. Man hofft, dass die Impfung uns einen Weg zeigt, aber wir müssen vorsichtig sein. Es gibt nur eins, nämlich dass man sich an die Erkenntnisse der Wissenschaft hält. Wenn ich 30 wäre, würde ich vielleicht anders denken. Da hätte ich noch mehr Zeit nach vorne. Ich frage mich schon: Wann darf ich meine Leidenschaft mal wieder ausleben. Da sind wirklich eine Menge Fragezeichen.“

Der Sänger macht sich viele Gedanken über die Zukunft. „Unsere Welt ist seit Jahren auf einem falschen Weg. Die Situation, in der wir heute sind, kam nicht über Nacht. Unsere Probleme sind nicht nur Corona. Unter der Decke gibt es den Klimawandel, Armut, Hunger und, und, und. Es ist ein Haufen an Dingen, die wir abarbeiten müssen. Und eigentlich sind wir in den letzten 30 Jahren nicht viel weitergekommen. Ich sehe die Welt wie ein Schiff, das ohne Führung durch das Meer treibt.“ Dabei seien die Menschen doch eigentlich da, um „glücklich zu sein“.

Howard Carpendale hofft auf ein besseres 2021

© imago/Future Image | Imago Stock
Gutes Verhältnis: Sohn Wayne machte den Sänger vor zwei Jahren das erste Mal zum Opa

Die Hoffnung, dass 2021 ein besseres Jahr wird, lässt sich der Sänger nicht nehmen. Ein Lichtblick war im vergangenen Jahr die Arbeit für sein Album „Symphonie meines Lebens 2“, das er mit dem Royal Philharmonic Orchestra aus London aufnahm. „Diese CD in diesen Zeiten machen zu dürfen, war ganz besonders und gibt mir die wichtige Motivation, weiterhin an das Positive zu glauben.“ Das will er, schon allein, weil er sich für seinen Enkel Mads, den Nachwuchs seines Sohnes Wayne, 43, eine spannende und glückliche Zukunft wünscht. „Die Entwicklung meines Enkels ist einfach toll. Mein Sohn meckert ein bisschen, denn er meint, Mads sieht aus, wie ein Zwillingsbruder von mir. Hinzu kommt: Er ist auch noch Linkshänder. Ich war bislang der Einzige in der Familie, der Linkshänder ist. Was bleibt mir anderes übrig, als zu sagen, dass er ein toller Typ ist.“