Menü
SUPERillu
Made with in Offenburg
© Mirja Geh
Sport

Denise Herrmann-Wick: Hochzeit, Olympia und Bucherfolg

Für die Biathletin gingen 2022 zwei Wünsche in Erfüllung. Nach Gold bei den Olympischen Winterspielen in Peking heiratete sie ihren Partner Thomas. Mit SuperIllu sprach sie über die Hochzeit und den Weg zum sportlichen Erfolg.

Mit sechs Jahren stand Denise Herrmann zum ersten Mal auf Langlaufskiern, mit 33 Jahren feierte die Biathletin im Einzelrennen über die 15 Kilometer den Olympiasieg. Heute, sieben Monate später, hat die Sächsin, die in Bad Schlema geboren wurde und in Bockau aufwuchs, bereits wieder die neue Saison im Blick. Ende November geht es im finnischen Kontiolahti zurück in die Loipe. „Das Leben im Sport geht immer weiter. Ich schaue immer nach vorne, auch wenn es nichts Höheres als den Olympiasieg gibt“, sagt sie im Interview mit SuperIllu.

© Andreas Wetzel | SuperIllu
Mitte September 2022 heiratete die Sportlerin in Ruhpolding ihren Verlobten Thomas Wick. Sie trägt nun einen Doppelnamen.

Zwischen dem Schreiben ihrer Biografie und einer großen Antwort

Das Jahr 2022 hielt für Denise Herrmann auch außerhalb des Sports viele besondere Momente bereit. Sie schrieb ihre Biografie „Zielsicher“ und heiratete Mitte September in Ruhpolding (Bayern) ihren Verlobten Thomas Wick, 31. „Die Hochzeit war ein ganz besonderes und vor allem emotionales Erlebnis. Wir konnten diesen Tag mit unserer Familie und unseren engsten Freunden feiern und genießen. Wir werden diesen Tag immer in Erinnerung behalten und noch lange darüber sprechen. Es war einfach unvergesslich schön.“ Seit dem Jawort trägt sie den Namen Herrmann-Wick.

Saison- und Hochzeitsvorbereitungen nahmen die Sportlerin ein

Mit dem ehemaligen Langläufer ist die Sportsoldatin seit 2016 liiert, plant mit ihm in Ruhpolding den Hausbau. Ein Mammutprogramm für die Athletin, die mitten in den Saisonvorbereitungen steckt. „Das war zuletzt alles schon ein bisschen viel, aber Thommy hat sich zum Glück zum großen Teil um die Hochzeit gekümmert. Zu heiraten war immer ein Lebenstraum. Aber wenn man dabei dann noch Leistungssport macht, muss man sich schon gut organisieren. Ich habe mein Kleid auch im letzten Jahr schon gekauft.“ In ihrer Wahlheimat Bayern fühlt sich die Athletin wohl, gibt jedoch zu: „Richtig daheim bin ich immer noch im Erzgebirge, in Bockau. Ruhpolding ist mein zweites Zuhause. Aber ich kann da keine Abstufung machen. Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“

Vom Langlauf zum Biathlon

Bereits 2011 zog sie aus dem Erzgebirge in den Süden. Der Umzug war in der Rückschau der richtige Schritt. Dort entwickelte sich die Langläuferin, die 2016 zum Biathlon wechselte, zu einer Top-Athletin. Der Ortswechsel hätte etwas in ihr entfacht, sagt sie. „Dort war diese Leidenschaft zum Sport und dieser Genuss da. Das hatte ich so noch nie erlebt. Es ging mir nicht mehr nur darum, tausend Höhenmeter zu machen, sondern auch das Gefühl zu genießen, wenn man oben ist. Das gibt einem viel mehr als das normale Training.“

© Kevin Voigt
Februar 2022: In Peking sichert sich die Sächsin im 15-Kilometer-Rennen olympisches Gold.

Ein Fehler mit Folgen

Der Weg zum Erfolg ging für Denise Herrmann-Wick nicht immer nur gerade aus. „Ich hatte in meiner Karriere einige Stolpersteine auf dem Weg. Ab und zu stand ich plötzlich in einer Einbahnstraße. In solchen Momenten habe ich gemerkt, auf welche Menschen ich mich verlassen kann. Es ist aber auch wichtig zu scheitern. Das ist natürlich nicht schön, aber man bekommt die Chance, daraus zu lernen, und das tut man am besten, wenn man Fehler macht.“

Als einen ihrer größten Wendepunkte im Leben bezeichnet sie ihre einjährige Dopingsperre 2007. Nach einem Trainingstag im Herbst wurde die damals 18-Jährige positiv auf eine verbotene Substanz getestet. Von einem Tag auf den anderen brach ihre Welt zusammen. „Ich habe damals einen großen Fehler gemacht, habe einen Hustensaft genommen, ohne mich über die konkrete Zusammensetzung zu informieren. Unterm Strich war es eine richtig schlimme Zeit. Ich war ja noch jung und wollte gerade meine Kindheitsträume verwirklichen.“ Damals habe sie schmerzlich erfahren, dass „man für seine eigenen Fehler Verantwortung übernehmen muss.“ Es sei „psychisch anstrengend“ gewesen, gesteht sie heute. „Aber im Nachgang sage ich: Ja, das habe ich falsch gemacht.“

Mentale Stärke fördern

Sie trainierte trotz Sperre weiter, kehrte zurück. Ein Beweis für ihre mentale Stärke, die ihr in ihrem Sport häufig zugute kommt. Einen Fehlschuss schnell abhaken zu können, kann über Sieg und Niederlage entscheiden. Das sei aber auch eine Typfrage. „Um selber stark zu werden, ist der Sport das eine, aber der Grundcharakter das andere. Ich bin ja schon früh aufs Internat gegangen. Das war wie ein Sprung ins kalte Wasser.“ Dass sie sich schon früh behaupten musste, habe sie mental stark gemacht.

Erfolge, wie der WM-Titel 2019 in der Verfolgung, taten ihr Übriges. Dennoch holte sie sich auch professionelle Hilfe. Während sie zu den Schnellsten in der Loipe gehörte, hakte es beim Schießen. „Sobald ich auf der Schießmatte gestanden bin, lief etwas schief. Ich habe gemerkt, dass meine Gedanken, die ich in diesem Moment habe, nicht ideal sind, um Höchstleistungen abzurufen. Aber ich hatte kein Mittel dagegen.“ Sie holte sich Unterstützung von Mentaltrainer Thomas Baschab. „Ich musste lernen loszulassen, mich auf etwas einzulassen.“

Höchstleistungen durch ein stabiles Umfeld

Lernen, dass man nicht alles kontrollieren und planen kann, musste sie auch in den letzten zwei Jahren. „Am Liebsten ist es mir, wenn der Weg zum Ziel klar vorgegeben ist. Das ist das Einfachste, funktioniert aber im Leben eben nicht immer so. Ich musste in der Pandemie lernen, cool zu bleiben.“ Das ist ihr im letzten Winter gelungen. Auch weil sie akribisch trainiert, ein tolles Umfeld hat. „Darüber musste ich mir selten Gedanken machen. Meine Eltern und Großeltern waren immer für mich da.“ Ebenso wie Schwester Nadine. Die Ex-Langläuferin zog gerade nach Leipzig.

Verbunden mit dem Erzgebirge

Wie verbunden Denise dem Erzgebirge ist, zeigt sich in ihren Hotelzimmer bei den Rennen. „Ich habe immer Räucherkerzen, Kerzen und eine kleine Pyramide dabei.“ Ein Ritual, das sie erfolgreich macht.