Menü
SUPERillu
Made with in Offenburg
© Uwe Toelle für SuperIllu
Tourismus-Projekt für Rügen

Halbinsel Wittow: Geplantes Ferien-Resort spaltet die Gemüter

Auf dem Bug in Dranske soll das Baltic Island Eco Resort entstehen. Nun gibt’s Streit. Ist das Vorhaben eine Nummer zu groß? Viele Dransker hoffen, dass ihr Ort pro­fitiert. Umweltschützer sind hingegen skeptisch.

Vor- und Nachteile des geplanten Tourismus-Projektes

© Pressematerial
Das Baltic Island Eco Resort nach Plänen des inter­national tätigen Architekten­büros Krause Bohne.

Seit Kaiser Wilhelms Zeiten bis 1991 war das 200 ha große Areal (plus 25 ha Wasserfläche) ein Militär-Standort mit Marine-Basis. Hier, auf der westlichsten Landzunge der Halbinsel Wittow, soll für 680 Millionen Euro eines der größten Öko-Ferien-Resorts Europas gebaut werden. Die Pläne für die auf der Nordhälfte befindliche Liegenschaft gibt es seit 20 Jahren. Diese sollte schon damals nach dem Willen des Landes Mecklenburg-Vorpommern touristisches Schwerpunktgebiet mit ganzjährigem Angebot werden. Der Süden des Bugs gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und ist geschützt. Nun wird das Gelände an Investoren aus Israel verkauft – und die Diskussion ist im Gange.

2000 Betten sollen im Baltic Island Eco Resort auf dem Bug entstehen, davon 1000 in vier Hotels. Dazu ist eine Marina mit 400 Anlegeplätzen geplant, ein Einkaufszentrum, ein Künstlerdorf, ein Marktplatz und eine kleine Kirche, in Dranske selbst ein Mitarbeiterdorf mit geschätzten 700 Menschen plus Infrastruktur sowie eine Hotelfachschule. In Dranske (rund 1130 Einwohner) gibt es laut Gemeindechef Lothar Kuhn (WG Pro Dranske), viele Bürger wie ihn selbst, die das Projekt befürworten: „Wir haben den Plänen als Gemeinde stattgegeben und hoffen, dass das Resort bald entsteht.“

Ort mit Militärgeschichte als Urlaubsdomizil

© Uwe Toelle für SuperIllu
Dranskes Bürgermeister Lothar Kuhn: „Wirtschaftlich würden wir profitieren, infrastrukturell auch“.

1990 hatte Dranske als Volksmarine-Stützpunkt noch 4000 Einwohner, drei Schulen und ein großes Neubaugebiet. „Als die Bundesmarine entschied, den Standort nicht weiterzuführen, wurden viele arbeitslos, wanderten ab“, erklärt der Bürgermeister. Der Bund schrieb das Gelände europaweit aus. Der Oldenburger Bauunternehmer Oetken erhielt 2001 den Zuschlag, begann mit der Sanierung und, abgestimmt auf die Landestourismuskonzeption, mit der Planung eines Ferien- und Freizeitzentrums. Nun sollen die Resort-Pläne endlich Realität werden.

Als Größenwahn, ja Wahnsinn, bezeichnet der Verein „Insula Rugia“ das Projekt, der sich seit 1990 dem Schutz, der Pflege und der Entwicklung der Insel widmet. Seine Online-Petition gegen das Vorhaben haben bereits mehr als 12300 Menschen unterschrieben, davon ein Viertel aus dem Landkreis. Der Geobotaniker und Landschaftsökologe Professor Hannes Knapp mahnt: „Ein solches Massen- Tourismusprojekt hätte erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Insel, die schon jetzt unter ‚Overtourismus‘ leidet. Jährlich kommen 18/mal mehr Touristen auf die Insel, als sie Einwohner hat.“

Ökologische Aspekte werden beherzigt

Mit dem Begriff „Eco“ versuche man, das Projekt schmackhaft zu machen, glaubt er, doch seine Dimension sei viel zu groß. Man befürworte eine sanfte touristische Entwicklung. Bei 2000 Betten aber sei das Verkehrschaos absehbar, „schon jetzt ist hier doch alles verstopft. Und was ist mit der Trinkwasserversorgung, was mit der Entsorgung?“ Knapp und seine Mitstreiter wollen, dass das Raumordnungsverfahren unter heutigen Gegebenheiten überprüft wird.

Dass intelligente Verkehrskonzepte entwickelt werden müssen, ist allen Beteiligten klar. „Wir nehmen die Argumente der Umweltschützer sehr ernst“, so Tom Krause, der mit seinem Planungsbüro Krause Bohne seit fast 40 Jahren Hotelanlagen und Resorts auf vier Kontinenten baut. Davon viele unter den strengen Auflagen der UNESCO, wie etwa das 2012 eröffnete Hanga Roa Eco Village & Spa auf der Osterinsel (Isla de Pascua), die Weltkulturerbe ist. Geplant sei auf dem Bug eine Versorgung mit Erdwärme. „Wir werden beweisen, dass hier ein Vorzeige-Projekt für ganz Deutschland entsteht“, sagt Tom Krause. Bereits 2025 soll alles fertig sein.