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© N. Kuzmanic/SUPERillu
Abschied vom Schauspieler

Überraschender Tod von Günter Schubert

Günter Schubert spielte immer mit Witz und Lebenslust. Dann schlug der Krebs zu und keiner in der Familie ahnte etwas.

Noch im Oktober 2007 war SUPERillu-Fotograf Andre Kowalski bei ihm zu Hause. Seine Fotos zeigen Günter Schubert – den sie liebevoll „Schubi“  nannten – wie man ihn kannte und liebte. Freundlich, mit einem schelmischen Blick, der sagt: Nichts kann so schlimm sein, dass ich meinen Humor verliere. „Er war putzmunter, hat jeden Spaß mitgemacht. Ich habe selten jemanden erlebt, der so viel Lebensfreude ausstrahlt. Nicht mal die Spur eines Hinweises, dass es ihm nicht gut geht“, erinnert sich der Fotograf.

Es war ein Schock für alle, als der Fernsehliebling in der Nacht des 2. Januar 2008 für immer die Augen schloss.

© DRA/MDR
Sympathisch: Ernst, wie hier in der Serie „Zur See“, heiter oder schelmisch – der Schauspieler Günter Schubert beherrschte die Klaviatur exzellent

Aussichtsloser Kampf

Der Tod kam unvermittelt. Für seine Frau Petra blieb die Welt stehen. „Sie steht völlig neben sich“, sagt Tochter Judith, die ihrer Mutter nicht von der Seite weicht. „Schubi war immer ein Stehaufmännchen. Silvester sagte er noch: Jetzt wird es besser. Und wir haben so gehofft, dass er es auch diesmal packt.“

Was niemand wusste: Schubi hatte einen Kampf verloren, den er nicht gewinnen konnte. Sein ganzer Körper war von Krebs befallen. „Keiner hat damit gerechnet, dass Vati in der Nacht stirbt. Wir wären niemals nach Hause gegangen.“ Bis spätabends saß Schubis Stieftocher mit ihrer Mutter Petra auch Neujahr an seinem Krankenbett. Die Diagnose wurde im nachhinein gestellt. Die Familie hatte eine Autopsie veranlasst. „Wir wollten wissen, woran er gestorben ist.“

Am 28.November war Petra Nathan-Schubert mit ihrem Mann (beide waren seit 2004 verheiratet) in die Rettungsstelle gefahren, weil er starke Rücken- und Ohrenschmerzen hatte. „Wir dachten, er hat einen Schlaganfall  erlitten“, sagt Judith. Das schlossen die Ärzte aus, überwiesen ihn zu einem HNO-Spezialisten im Krankenhaus Neukölln. Fünf Wochen lag er dort. Sein Zustand verschlechterte sich zusehends. „Wir sind bald wahnsinnig geworden, weil die Ärzte nichts fanden.“ Freunde gaben schließlich den Rat, Schubi in die Klinik Havelhöhe zu bringen.

Fragen bleiben offen

Ein schwieriges Unterfangen, denn die Neuköllner Klinik verweigerte zunächst die Zustimmung. „Es sei aus ärztlicher Sicht nicht notwendig, Vati würde gut behandelt, wurde uns gesagt.“ Am 29. Dezember durfte Günter Schubert endlich die Klinik wechseln. Nach einer Ganzkörper-CT, die man sofort machte, sollte er am 2. Januar operiert werden. „Man wollte Rückenmark entnehmen, Biopsien und eine Lungenspiegelung durchführen. Aber er hat es nicht mehr geschafft. Und nach dem, was wir jetzt wissen, war es gut so. Der Tod hat ihm ein langes Leiden erspart. Auch wenn alles so weh tut“, sagt Judith. „Und es war auch gut, dass Schubi die Diagnose nicht erfuhr. Er wäre wahnsinnig geworden. Da hätte ihn sein Humor verlassen...“

Schubis tragischer Tod lässt Fragen offen: Haben die Ärzte versagt, weil sie das wahre Ausmaß der Krankheit nicht erkannten? Oder wusste der Schauspieler am Ende vom Todeskrebs in seinem Körper, aber er verschwieg die Krankheit, weil er in aussichtsloser Lage seine Familie nicht damit belasten wollte?

© DRA/MDR
Zur See: In der DFF-Serie (1977) um die Abenteuer der Besatzung der „MS Fichte“ spielte Schubi als Maschinist Thomas Müller (hier mit Ingolf Gorges, r.) seine erste große Serienrolle

Unersetzbar

Günter Schubert war für alle, die ihn kannten, ein echter Kumpel. Bodenständig, freundlich, professionell. „Schubi wird dem Publikum, aber auch dem Theater und Fernsehen fehlen“, sagt Herbert Köfer. „Nach der Wende war er derjenige, der das DDR-Fernsehensemble zusammengehalten hat. Er sagte damals zu uns: Mensch, wir haben 40 Jahre zusammen gespielt, die Leute unterhalten. Wir dürfen uns jetzt nicht aus den Augen verlieren. Und dann hat er einen Tag im Jahr festgelegt, an dem wir uns stets trafen und fröhlich waren. Er war immer der Aktive.“

Zwei Menschen, mit denen Günter Schubert eine ganz besonders tiefe Freundschaft verband, sind Helga Piur und ihr Mann, Regisseur Günter Stahnke. „Langsam kann ich klare Gedanken fassen“, sagt Helga Piur. „Mir fehlt Schubi sehr, nicht nur als Schauspieler. Ich habe es geliebt, mit ihm zu kochen. Das war immer ein Erlebnis. Er war ein Genießer. Ich wusste gar nicht, dass er im Krankenhaus liegt. Ich hätte gern gesagt: Hey, Dicker, das wird schon. Es tut unendlich weh, dass er nicht mehr da ist.“

Publikumsliebling

Es war ein langer Weg, der den gelernten Kelchglasmacher aus Weißwasser von der  Bühne des Arbeitertheaters Bad Muskau über die Theater Senftenberg und Potsdam 1970 zum Fernsehen führte. In Hunderten heiteren und ernsten Rollen fand er die Sympathie der Zuschauer. „Ich hatte am Theater gekündigt, weil ich mehr Gage wollte, 800 Mark, die ich nicht bekam“, erzählte Schubi mal. Erste Popularität erlangte der Schauspieler als der Starke im Märchenfilm „Sechse kommen durch die Welt“

1972. Richtig los ging es dann mit der DFF-Serie „Zur See“.Von da an war Schubi auf dem Bildschirm nicht mehr wegzudenken. Seine Frohnatur färbte auf seine Rollen ab. Ob in der Serie „Die Leute von Züderow“, „Treffpunkt Flughafen“ oder „Bereitschaft Dr. Federau“.

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Männer unter sich: Günther Schubert mit Sohn Alexander. Beide spielten in der Serie „Mona M.“ erstmals zusammen

Ein vielseitiger Schauspieler

Fürs Publikum war er immer der Komödiant. „Aber ich bin ein Gaukler. Ich kann alles spielen“, sagte er. Und bewies es sehr eindrucksvoll als Sextäter im „Polizeiruf 110: Der Mann im Baum“. Die Reaktion der Zuschauer: Toll gespielt, aber das passt nicht zu unserem Schubi! Die Rolle blieb deshalb eine Ausnahme. Nach der Wende setzte er seine Karriere in Serien wie „Elbflorenz“ oder „Sabine“ fort. Ab und an spielte er kantige Charaktere in Fernsehkrimis. Wie beliebt Schubi war, erfuhr die Familie jetzt hautnah.

Unbekannte Leute riefen an oder klingelten an der Tür und erzählten, wie gern sie Filme mit ihm gesehen haben, wie viel Freude er ihnen bereitet hat. Schubi blieb trotz seiner Erfolge einer von ihnen. In  SUPERillu sagte er mal: „Ich setze mich gern zu den Leuten in die Kneipe. Da hörst du, was los ist.“ Und wenn es mal nicht so lief, blieb er optimistisch. „Es ist wie in meinem Garten. Im Winter ist alles kahl und grau. Wenn die Sonne im Frühjahr wärmt, beginnt es zu blühen und zu grünen. Das Leben geht weiter, und es kommt immer ein Lichtstrahl.“

Schubi war in seinem Wesen und seiner Art großzügig wie kaum jemand. „Ich war nicht seine Tochter“, sagt Judith, „aber er hat so viel für mich getan. Er liebte meine Kinder genauso wie seine Enkelin Isabell.“

Letzte Ruhe

Erst im Frühjahr 2007 hatte er sein Haus in Kienwerder verkauft, um ständig bei seiner Frau zu sein. Typisch für Schubi war auch, dass er zu seiner Ex-Frau Jutta - sie waren 39 Jahre verheiratet  ein gutes Verhältnis behielt. Günter Schubert hinterlässt zwei Kinder, Babett und Alexander und eine Enkelin. Seine letzte Ruhestätte wird, so wollte er es, die von ihm so geliebte Ostsee sein.