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Im Herzen des Eichsfelds

Ein Wochenende in Heiligenstadt

Traditionsbewusst, glaubensfest, umrahmt von herrlicher Landschaft. Begleiten Sie unsere Reporter Michael Schoepperl und Michael Handelmann ins Sole-Heilbad Heiligenstadt – im Herzen des Eichsfelds

Am Zusammenfluss von Leine und Geislede, gerahmt von den Höhenzügen des Düns und des Ibergs, liegt im Nordwesten Thüringens Heilbad Heiligenstadt. Kurstadt im Grünen. Herzstück des Eichsfeld. Wo inmitten liebevoll restaurierter Fachwerkgassen und mittelalterlichen Gemäuers ein besonders bodenständiger, traditionsbewusster und heimatliebender Menschenschlag zu Hause ist. Und nicht nur die Vielzahl der Kirchtürme Zeugnis davon ablegt, dass dieser Ort über weite Strecken seiner über 1000-jährigen Geschichte von der katholischen Glaubenswelt geprägt ist.

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Die Silhouette von St. Marien prägt mit ihren Türmen den Blick auf die Stadt

Bad Heiligenstadt: Heilige Stätte bereits seit dem 9. Jahrhundert

Alten Überlieferungen zufolge sollen hier aufbewahrte Heiligenreliquien („heilige Stätte“) bereits im 9. Jahrhundert als Namensgeber für „Heiligenstadt“ fungiert haben. Jahrhunderte der Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz, in die u. a. die Verleihung des Stadtrechts 1227 und der Bau des „Mainzer Schlosses“ auf dem Stiftsberg um 1736 fallen, festigten das Fundament für die bis in unsere Tage spürbare Frömmigkeit. Davon zeugen Kapellen, Pilgerpfade und nicht zuletzt die mannigfaltigen Eichsfelder Wallfahrten.

Sie findet ihren künstlerischen Ausdruck in ungezählten holzgeschnitzten Flurkreuzen und Bildstöcken am Wegesrand. Oder – hier in Heiligenstadts Altstadt – bei der traditionellen Palmsonntagsprozession. Einzigartig in Deutschland ist diese nicht nur wegen der Tausenden, die dann die Straßen säumen, sondern wegen der überlebensgroßen, das Leiden Christi darstellenden historischen Figuren, die auf mächtigen Gestellen durch den Ort getragen werden.

 

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Zur Palmsonntagsprozession durch die Altstadt gedenken Tausende Gläubige aus Nah und Fern des Leidenswegs Jesu Christi

Stadtführung durch Heiligenstadt

An der Lindenallee, Start- und Zielpunkt jener Prozession, haben wir uns mit Stadtführerin Sigrid Seifert verabredet. Gemeinsam stromern wir kreuz und quer durch die Altstadtgassen. Staunen am Knickhagen über die ältesten Häuser der Stadt. Erfahren, warum das Alte Rathaus einst wie eine Brücke über die Geislede gebaut wurde: „Der Fluss trennte Alt- und Neustadt, und so sahen sich beide Stadthälften gleichwertig vertreten“, sagt Seifert.

Hier das Geburtshaus von Bildschnitzer-Legende Tilman Riemenschneider, dort das Literaturmuseum zu Ehren von Theodor Storm, der, da hier acht Jahre als Kreisrichter tätig, liebevoll „eingemeindet“ wurde. Und auch die Klangwelten der Klassiknacht im von St. Marien und dem Heimatmuseum gerahmten Barockgarten können wir uns - Sigrid sei Dank - nun bestens vorstellen.

 

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Charmant, mit zahlreichen Anekdoten gewürzt, führt Sigrid Seifert durch die Stadt. Fürs Foto hat sie sich an der Storm-Skulptur des Heiligenstädter Bildhauers Werner Löwe untergehakt

Lebendige Stadtgeschichte und Bürgersinn in Heiligenstadt

Vieles, was die Stadt bereichert, gründet im ausgeprägten Bürgersinn der Heiligenstädter. Sei es die „verschworene Gemeinschaft“ aus dem Heimensteinviertel, die seit über 650 Jahren rund um die Klausbergkapelle ihre legendäre Pfingst-Kirmes als ein Stück lebendige Stadtgeschichte zelebriert.

Seien es die Motorsport-Enthusiasten vom MC Heilbad Heiligenstadt, die im Schulterschluss mit der Stadt am 25./26.6. das dann 21. Ibergrennen wuppen. Mit 10000 Besuchern, einem Fahrerlager mitten in der Stadt und 150 Teilnehmern, die bei diesem Bergrennen am Steuer ihrer Boliden und über die 2 050 Meter lange und höllisch steile Kurvenstrecke den Holzweg hinauf um jede Zehntelsekunde kämpfen.

 

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Ob Konzert in der Klausbergkapelle (r) oder Kirmes-Umzug in alter Tracht: Das Heimensteinviertel ist schön anzusehen, hält auf Traditionen

Herrnmühle

Und, um ein weiteres Beispiel zu nennen: die Herrnmühle. „Denk Mal“ heißt der Verein, der zusammen mit der Stadt die Mühle aus dem 13. Jahrhundert „aus ihrem Dornröschenschlaf geholt“ hat. Als intakte historische Schaumühle, aber auch als kulturellen Veranstaltungsort, u. a. für Lesungen und Livemusik. Seit 2014 ist die Mühle zudem kostenfreier Wohn- und Arbeitsplatz für die jährlich wechselnden Kultur- und Förderpreisträger der Stadt.

Eine Idee, die gleich im Startjahr aufs Beste verfing: Acht Werke aus einem von Preisträger Christoph Haupt geleiteten Holzbildhauer-Symposium zum Thema "Wasser" haben der Stadt dauerhaft einen sehenswerten Skulpturenweg beschert.

 

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Die ersten beiden Förderpreisträger vor ihrem „Zuhause auf Zeit“, der Herrnmühle: Stadtschreiber Arne Hirsemann und Holzbildhauer Christoph Haupt

Kunst im Heinrich-Heine-Kurpark

Drei dieser Exponate finden sich übrigens im Heinrich-Heine-Kurpark, der sich jenseits der mittelalterlichen Stadtbefestigung liegend bis an die Leine und rund um die Kurparkklinik erstreckt. Und der seine Besucher nebst "Kurklassikern" wie Kneipp'schen Tretbecken und Solebrunnen (1995 stieß man hier in 536 Meter Tiefe auf heilende Thermal-Sole) sogar mit einem Wasserfall überrascht. Die Kurtradition der Stadt reicht bis 1929 zurück, seit 1950 firmiert man als "Heilbad".

Wellness im Heilbad: Vitalpark

Den Schub durch die Sole-Förderung versucht die Stadt zu nutzen, um sich künftig noch stärker als "Gesundheits- und Wellnessstadt" zu positionieren. Dreh- und Angelpunkt ist hier der Vitalpark am nordöstlichen Stadtrand. Kein herkömmliches Spaßbad, sondern eine vielfältige Gesundheitserlebniswelt aus Baden, Wellness, Beauty und Fitness auf 4 500 Quadratmetern, wenn gewünscht sogar mit direktem Hotelanschluss.

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Die Eichsfeld-Therme im Vitalpark Heiligenstadt verspricht in ihrer vielfältigen Bäder-, Fitness- und Saunawelt „Gesundheit, die Spaß macht“. Hier ein Blick in einen Hamam

Wandern rund um Heilbad Heiligenstadt

Ein wenig Fitness kann im Übrigen nicht schaden, wenn man sich dafür entscheidet, die Heiligenstädter Umgebung auf Schusters Rappen zu erkunden. Egal, ob's über den Eselstieg rauf zum Dünkreuz (toller Stadtblick, ca. 6,5 km) geht, durchs Pferdebachtal zum Warteberg, wo man auf 516 Metern einen schönen Blick auf Harz und Thüringer Wald hat, oder übers Ibergplateau und die Klöppelsklus Richtung Süden - es ist stets ein munteres Auf und Ab.

Die letzten beiden Touren (Karten und Infos zu den geführten Wanderungen: www.heilbad-heiligenstadt.de) lassen sich auch prima mit einem Abstecher ins Forsthaus Kellner (links) kombinieren. Hausgemachte Spezialitäten, vom Eichsfelder Feldgieker bis zur derben Weckewurst, sollten genug Kraft geben – für die Schlussetappe heimwärts.

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Wer wie wir mit Wanderführer Dietrich Seifert dem Naturparkweg Leine-Werra durch den Heiligenstädter Stadtwald folgt, streift das Naturparkzentrum Fürstenhagen und gelangt dann zu den Dieteröder Klippen. Dort heißt’s: Aussicht genießen

Bad Heiligenstadt Hotel Tipp: Norddeutscher Bund

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Schöne Zimmer (DZ ab 73 Euro),ein vorzügliches Restaurant:Familie Kaufhold versteht es, im Hotel Norddeutscher Bund ihre Gäste zu verwöhnen. Göttinger Str. 25.

Restaurant Tipp Heiligenstadt: Kellners Forsthaus

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Die hausgemachte warme Garwurst heißt hier „Tote Oma“, die Feldgieker-Platte Euro ist ein Gedicht. Wer Eichsfelder Spezialitäten liebt, ist bei Kellners im Forsthaus goldrichtig.