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Margot Ebert

Margot Ebert ist tot - Abschied von der Grande Dame des Showbusiness

Zum Schluss waren die Schmerzen stärker als der Wille: Am 26. Juni 2009 schied die Schauspielerin und Entertainerin Margot Ebert aus dem Leben

Ihre beste Freundin Sigrid Vahldieck fand die Schauspielerin am Morgen des 26. Juni leblos in ihrem Bett. „Ich dachte, sie schläft. Doch als ich sie berührte, merkte ich, dass ihre Haut kalt war …“ Der Kopf lag auf der Decke, die Dackel Otti gehört hatte, ihrem Liebling, den sie am 3. April einschläfern lassen musste. Auf dem Nachttisch stand ein großes Glas. Ein Mix aus Wodka und Schlaftabletten. Für Sigrid Vahldieck hinterließ sie einen schriftlichen Gruß: „Ich bin so müde …!“

Rückblende

Schauspielerin Margitta Lüder-Prei, sie war ebenfalls mit Margot Ebert befreundet, erinnert sich gut an ein Gespräch vom 1. Juni: „Margot fragte, was ich davon hielte, wenn sie sich das Leben nehmen würde. Ich antwortete: Hör auf, wir brauchen dich doch! Mein Mann und ich hatten eine Vorahnung. Dennoch kam ihr Tod unerwartet, sie hatte noch so viele Pläne. Wir haben aber großen Respekt vor ihrer Entscheidung!“

Schmerzmittel und Schlaftabletten

Eine lange Zeit ihres Leben litt Margot Ebert unter heftigen Rückenbeschwerden, war auf starke Schmerzmittel angewiesen. Auch Schlaftabletten brauchte sie. „Ohne die konnte sie kaum einschlafen“, erzählt Frau Vahldieck. Margot Ebert und Sigrid Vahldiek kannten sich seit 1956. Da war die eine Fernsehansagerin und Schauspielerin, die andere Kamerafrau. Doch erst nach dem Tod Wilfried Ortmanns (1994) – der Schauspieler, mit dem sie seit 1947 verheiratet war, blieb bis zuletzt ihre große Liebe – wurde der Kontakt intensiver. Die Freundinnen verreisten gemeinsam, mal nach Gran Canaria, mal nach Zinnowitz. Sie gingen zusammen auf den Markt, hatten ihre kleinen Rituale. Dazu gehörte auch, dass Sigrid jeden Morgen um zehn Uhr bei ihrer Freundin anrief. Ging Margot nicht ans Telefon, musste sie innerhalb einer Viertelstunde zurückrufen, sonst stand Sigrid vor der Tür. Bei diesen Telefonaten sprachen sie über ihre Pläne für den Tag. Am 24. Juni, einem Mittwoch, überredete Sigrid Margot zu einem Marktbesuch. „Wir sagten immer, wie gehen auf die Rue!“ Dort kauften sie eine Flasche Grappa, guten Schinken und Wurst. Dann klagte Margot über starke Schmerzen, sie habe das Gefühl, gleich umzufallen. „Wir gingen in ein Café, tranken heiße Schokolade. Danach ging es ihr besser!“

Die Freunde

Nachdem die Freundin Margot nach Hause gebracht hatte, muss die den Entschluss gefasst haben, ihr Leben zu beenden. „Sie hat den Tod ihres Mannes nie verwinden können. Und als dann auch noch ihr Otti starb, war ihr Lebenswille gebrochen …“ Das Angebot des befreundeten Unterhaltungskünstlers Bernd Walter, ihr einen seiner Hunde dazulassen, hatte sie abgelehnt. Einen neuen Hund wollte sie nicht mehr, der hätte eine höhere Lebenserwartung gehabt als sie. „Eins möchte ich klarstellen“, sagt Margitta Lüder-Preil, „Margot war nicht einsam! Sie hatte einen großen Freundeskreis. Ich habe alle zwei Tage mit ihr telefoniert, sie hatte auch einen Gärtner, eine Haushaltshilfe und ihre Freundin, die mit ihr fast täglich etwas unternommen hat!“ Sicherlich mussten sich die Freunde auf Margot Ebert einstellen: Schon immer war sie „morgenmunter“. Doch in den letzten Jahren wachte sie um halb drei Uhr früh auf, ging um halb fünf am Nachmittag zu Bett. Besuch ertrug sie nur zwei Stunden, länger konnte sie nicht in einer Position verharren, erzählt Frau Lüder-Preil. Der kaputte Rücken … Sie war auch im Leben eine Lady (die Eliza in „My fair Lady“ war ihre Bühnen-Paraderolle), bewahrte Haltung und Stil. Ihre Sigrid war immer da, auch wenn Gäste kamen, sie war ihr Sprachrohr, ihre Vertraute. Die Entertainerin setzte Sigrid Vahldieck sogar als Generalbevollmächtigte ein – über den Tod hinaus. Das Erbe hat die Freundin ausgeschlagen. „Erben soll ihr Neffe Dieter.“

Abschied auf Raten

Schon im Jahr 2005 hatte Margot Ebert Vorkehrungen für ihren Tod getroffen. Zuvor war bei ihr Krebs diagnostiziert worden. Fünf Operationen musste die zierliche Frau überstehen. „Die Schmerzen waren so unerträglich, dass ich schon aus dem Fenster der Klinik springen wollte“, erzählte sie bei eine SUPERillu-Besuch im Jahr 2004. Nach einer Totaloperation stellte sich heraus, dass kein Krebs, sondern ein Virus in ihrem Körper gewütet hatte. Dennoch plante sie den Abschied: Ihre letzte Ruhestätte soll neben ihrem Mann auf dem Friedrichshagener Friedhof sein.

Weggefährten

Auch Schauspiel-Kollegin Ingeborg Krabbe war fassungslos, als sie vom Freitod ihrer Freundin hörte. „Ich hatte ihr für meinen nächsten Besuch einen Hefekuchen versprochen, die Hefe hatte ich gerade gekauft.“ „Ibo“ Krabbe erinnert sich gut an die erste Begegnung beim TV-Dreh in Halle. „Ich war die Neue und erzählte ihr so nebenbei, dass ich in der ganzen Stadt keine braune Tasche gefunden habe. In der Pause zog sie mit mir los, bekam gleich drei braune Taschen gezeigt, alles Bückware. Sie sagte dem Verkäufer: Ich möchte die für Frau Krabbe – das ist eine aufstrebende Kollegin! Herrlich! Margot war voller Energie und Tatendrang, sie zeigte keine Launen, hat nie negativ über Kollegen gesprochen, war stets perfekt vorbereitet. Sie hat aber oft darüber geklagt, dass sie die Zicke spielen musste!“ Auch Herbert Köfer, der von der ersten bis zur letzten Minute den DFF begleitet hatte, erinnert sich: „Wir waren eng befreundet, als sie mit Wilfried Ortmann verheiratet war. Vor einiger Zeit hatte ich ihr eine Rolle in „Köfers Komödiantenbühne“ angeboten, auch einen TV-Auftritt – aber sie wollte nicht mehr auf die Bühne oder ins Fernsehen. Dabei hatte sie im Fernsehen mit ihrer Art viel erreicht. Sie achtete immer auf Qualität, war unbequem, wenn es ihr zu oberflächlich wurde. Sie war ungeheuer korrekt, fleißig, hatte eine große Disziplin, und das Publikum liebte sie. Bei Feiern war sie quirlig, lebendig, konnte herrlich lachen. Ich werde sie vermissen!“

Der Gänsebraten

Margot Ebert zählte ebenfalls zu den Pionieren des Adlershofer Fernsehens. Ein Allroundtalent, das als Ansagerin unterfordert war. Die gebürtige Magdeburgerin konnte singen, tanzen (sie hatte Ballettausbildung), spielen, war charmant, energisch und professionell. In Erinnerung bleibt sie vor allem als Heinz Quermanns Partnerin in der Weihnachtsshow „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“, obwohl die ja nur einmal im Jahr lief – und das sogar am Vormittag. „Dass sie ausgewählt wurde, lag an meiner Mutter“, erinnert sich Petra Werner, die Tochter des legendären Talentevaters und Conférenciers. „Er wollte die Sendung eigentlich zusammen mit meiner Mutter machen. Die sagte: Quatsch, die Margot Ebert passt doch auf der Bühne viel besser zu dir!“ Daraus wurde eine Kultsendung, die 1957 als Rundfunkproduktion im Kulturhaus Treptow begann und überraschend vom Fernsehen direkt übertragen wurde. Bis 1991 gehörte „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ zum Weihnachtsritual von Millionen DDR-Familien. Dass es hinter der Bühne hin und wieder zwischen „Heinzelmann“ und „Margotchen“ krachte, war bekannt. „Aber die beiden haben einander trotzdem immer geschätzt“, weiß Petra Werner. „Sie waren sich in vielem ähnlich. Beide waren dickköpfig, und beide waren sehr diszipliniert. Auf der Bühne waren sie Partner, doch dahinter war er nun mal der Chef. Sie wollte manchmal etwas anderes, und wenn sie es nicht durchsetzen konnte, platzte schon mal eine Bombe. Meine Mutter war dann immer der Schlichter.“ Ruth Quermann und Margot Ebert waren nicht nur Kolleginnen, sondern auch Freundinnen. „Ohne meine Mutter hätte es die Sendung nicht dreieinhalb Jahrzehnte lang gegeben“, so Petra Werner. Funkstille trat erst ein, als 1994 die Ehepartner von Quermann und Ebert gestorben waren und beide sich von all dem verletzt fühlten, was der jeweils andere laut Medienberichten gesagt haben soll. „Aber sie behielten Achtung voreinander, obwohl es nie eine große Freundschaft war.“ Doch Margot Ebert bleibt auch unvergessen als wunderbare Komödiantin in vielen Fernsehschwänken, als beliebte Schauspielerin, als Entertainerin. Und als „Grande Dame“ der DDR. Die Zuschauer wählten sie zweimal zum Fernsehliebling.

Margot Ebert wird am 24. Juli beigesetzt. Die Trauerfeier findet auf dem Evangelischen Friedhof im Stadtteil Friedrichshagen statt.