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Ruppiner Land

Ein Sommer-Wochenende rund um Rheinsberg

Ein schönes Schloss. Eine weite Wasserwelt. Ein reiches Kulturerbe. Begleiten Sie unsere Reporter Michael Schoepperl und Michael Handelmann in das Ruppiner Seenland. Dort möchten wir Ihnen Ausflüge nach Rheinsberg und nach Neuruppin ans Herz legen

Die Stadt Rheinsberg im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg am Rhin liegt idyllisch inmitten des Ruppiner Seenlands. Lassen Sie sich verzaubern von dem romantischen Städtchen mit seinen umliegenden Seen, Wäldern und zahlreichen Möglichkeiten für Aktivurlaub. Unsere Empfehlungen für ein unvergessliches Wochenende in Rheinsberg.

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Schmucke Bürgerhäuser säumen den baumbestandenen Markt in Rheinsberg – und ein Brunnen mit Wasserspielen

Die Top 10 Sehenswürdigkeiten, Besucherattraktionen und Ausflugsziele in Rheinsberg und Umgebung

  1. Schloss Rheinsberg
  2. Großer Stechlinsee
  3. Ruppiner See
  4. Keramikmuseum Rheinsberg
  5. Musikfestival Kammeroper Rheinsberg im Schloss Rheinsberg
  6. Klosterkirche Neuruppin
  7. Tucholsky Literaturmuseum
  8. Schloss Mirow
  9. Ferienpark Luhme
  10. St. Laurentiuskirche Rheinsberg
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Die Seenwelt rund um Rheinsberg ist ein Eldorado für wasser-sportliche Aktivitäten aller Art

Unser Ausflug nach Rheinsberg beginnt mit einem Geigenbauer

Ohne Zweifel ist Rheinsberg eine außergewöhnlich musikalische Stadt. Ob hier deshalb gleich der „Himmel voller Geigen hängt“ bleibt dahingestellt. Aber für einen passt das Motto auf alle Fälle. Sein Name: Jan Dayß. Wir wollen unseren Ausflug heute bei ihm beginnen, weil sich in dem 33-Jährigen viel von dem spiegelt, was Rheinsberg ausmacht. Das Kunstsinnige. Das Leidenschaftliche. Ein Spannungsfeld, in dem man gern mal die „große Geste“ nach außen zelebriert, um nach innen doch bodenständig, ja kleinstädtisch zu bleiben.

So fühlt sich das auch an, wenn Jan Dayß im Blickfeld der Flaneure hinter dem großen Fenster seines Ateliers in der Mühlenstraße 13 sitzt, hoch konzentriert an Schnecken und Klangkörpern werkelt und sich dabei „immer ein bisschen mehr ins Zeug legt“ als es sein müsste. Um urplötzlich den Kopf zu heben, ein breites Lächeln aufzusetzen – und vergnügt rüberzuwinken über die Straße.

Wo gerade Lothar aus dem Schlosspark kommt. Lothar Durmann, Jans Geigenlehrer aus Kindertagen. Als Jan vor dem heimischen Fernseher lieber Violonisten in ihren Bewegungen nachahmte als zu Rockbands „Luftgitarre“ zu spielen. Als er sich beim Basteln an Papas Boot das erste Rüstzeug fürs spätere, filigrane Holzarbeiten holte. Und mittendrin Lehrer Lothar, ohne den die Dayß'sche Lebenskurve wohl einen anderen Verlauf genommen hätte. Ohne jene Lehre im vogtländischen Geigenbau-Mekka Klingenthal. Ohne die Werkstatt mit Schlossblick in seiner Geburtsstadt Rheinsberg, die Jan - „schwärmerisch glücklich“ wie der Duden „den Himmel voller Geigen“ deutet - als seinen „Traum aus Wasser, Natur und Kultur“ beschreibt.

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Er hat seinen Kindheitstraum verwirklicht und ist Geigenbauer geworden: Jan Dayß. Der Rheinsberger versteht es auch, seine Instrumente zu spielen

Wahre Liebe: Tucholsky und Rheinsberg

Rheinsberg. Das ist ein stimmiges Klangbild aus Kammeroper, Musikakademie, aus Schloss, Seen und schmucken Bürgerhäusern. Ein bisschen „Bilderbuch für Verliebte“, um ein Werk des Stadtliebhabers Kurt Tucholsky zu zitieren, dem hier gleich ein ganzes Literaturmuseum gewidmet ist. Unweit im Schloss Rheinsberg war es einst Kronprinz Friedrich, Sohn des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I., der hier um 1740 Gelehrte, Künstler, Musiker um sich sammelte.

Kammeroper Schloss Rheinsberg

Der Park als Bühne. Das Schloss als Musentempel. Das Ackerbürgerstädtchen wuchs zur barocken Residenz mit kultureller Strahlkraft. Das schwingt bis heute mit, wenn junge Sänger aus aller Welt ihre Stimmen im Spiegelsaal oder dem Heckentheater zum Festival „Kammeroper Schloss Rheinsberg“ erklingen lassen.

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Ein Bummel durch die Parkanlagen von Schloss Rheinsberg ist ein Muss für jeden Besucher: Blickfang sind u.a. die Skulpturen am Wegesrand, der Marstall und das Heckentheater

Tradition, Handwerk und Kunst in Rheinsberg

Das verfängt auch in der Tradition alten Handwerks wie der hiesigen Keramikkunst, für die u.a. im Keramikmuseum am Kirchplatz ein über 250 Jahre umfassender Bogen gespannt wird. Einer, der gleichfalls dem Zauber von Rheinsberg verfallen ist, ist der Künstler Tony Torrilhon. 1931 in Paris geboren. Algerien-Veteran. Mediziner. Ein Weltenbummler mit vielen fruchtbaren Schaffensjahren in Berlin, der nun in Rheinsberg lebt. Einer, der der Stadt am Grienericksee „viel Flair und Charme“ bescheinigt, aber auch klarstellt, dass „wir in Frankreich die schöneren Schlösser“ haben. Torrilhon: Kupferstecher. Bildhauer. Holzkünstler. Der seine Skulpturen ganzkörperlich erklärt: mit weitausladenden Handbewegungen, mit dem facettenreichen Timbre seiner Stimme und, wenn es sein muss, mit beachtlichen Luftsprüngen. Sein offenes Atelier liegt in der Schloßstraße 7, jüngere Werke wie die Nixen schmücken den Hafen der Stadt.

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Der Mann aus Paris hat die weite Welt gesehen und sich in vielen künstlerischen Feldern ausprobiert. Wir haben Tony Torrilhon am Hafen seiner Wahlheimat Rheinsberg getroffen. Dort grüßen u.a. seine Nixen Einheimische und Touristen

Urlaub in Rheinsberg und Umgebung: So vielseitig wie seine Bewohner

Rheinsberg, so scheint es, bietet den unterschiedlichsten Typen einen Ort zum Andocken. Künstlern, literarisch veranlagten Stadtschreibern, Naturliebhabern, Paddel-Enthusiasten, die sich rauf bis zur Zechliner Hütte und weiter ins Mecklenburgische ins weite Blau verlieren (Touren auch südlich übern Rhin bis Zippelsförde, Info und Buchung hier).

Und auch für einen wie Frederik „Freke“ Over, Ex-Hausbesetzer der frühen 90er in der Mainzer Straße in Berlin. Von 1995 bis 2006 umtriebiger Politiker der PDS (heute: Die Linke) im Abgeordnetenhaus. Einer, der seinerzeit den Staatsschutz irritierte, als er dort „eine Straßenschlacht anmelden“ wollte. Was später in die legendäre 1. Obst- und Gemüseschlacht an der Berliner Oberbaumbrücke münden sollte. Einer, der irgendwann das hauptstädtische Anarcho-Leben gegen den Aufbau des „Ferienland Luhme“ nördlich von Rheinsberg tauschte. Was die „taz“ übrigens damals zu der feinsinnigen Zeile veranlasste: „Der Bockige wird zum Gärtner“.

Ideales Ausflugsziel für Familien mit Kindern: Ferienland Luhme

Das Ferienland Luhme. Heute ein Paradies für ungezähmten Kinderspaß. Mitten im Grünen, nah am Wasser. Mit Ferienhäusern, Bastelscheunen. Und einem Gehege voller Wollschweine. Im „Häuserkampf“, wenn auch im legalen, hat sich auch Gabriele Lettow allerlei Meriten verdient.

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Das Ferienland Luhme nördlich von Rheinsberg ist ein Paradies für Kinder (und Eltern, die ihre Kinder gut betreut wissen). Chef ist der Berliner Ex-Politiker Freke Over, der hier einem seiner Wollschweine liebevoll den Pelz streichelt

Unser Ausflugstipp rund um Rheinsberg: Neuruppin

Was uns zum zweiten Ziel unseres Ausflugs führt - nach Neuruppin. Gleichfalls ein kultursinniges Gemeinwesen. Fontane, Schinkel. Der Dichter wie das Baugenie sind große Söhne der Stadt. 

Gabriele Lettow, eine engagierte Bauingenieurin, die sich bereits zu DDR-Zeiten der Rekonstruktion von Altbauten verschrieben hatte. Sie hat sich - mit wenig Geld (14 000 Mark aus dem Verkauf ihres fast noch jungfräulichen Trabi), aber großem Bürgersinn kurz nach der Wende daran gemacht, ein dem Verfall preisgegebenes Ensemble an der Siechenstraße zu sanieren. Das ehemalige Hospital dort ist heute ein schmuckes Hotel, das Fachwerkgebäude gegenüber ein gutes Restaurant und für den Wiederaufbau der dazugehörigen Kapelle (heute: Veranstaltungsort) wurde Gabriele mit dem „Preis der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft“ ausgezeichnet. Mehr Ritterschlag in der Geburtsstadt des preußischen Baumeisters geht nicht!

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Hat gut lachen: Gabriele Lettow inmitten ihres „Up Hus Idyll“. Das Ensemble mit Hotel und Restaurant hat sie fachgerecht restauriert

Den Namen „Up-Hus-Idyll“ trägt das Altstadt-Karree heute dementsprechend zurecht. Es ist ein herrlicher Ort zum Wohnen, Gucken und Schlemmen, der auf keiner Runde durch Neuruppin fehlen sollte. Auf einer solchen entert man das jüngst erweiterte und thematisch weit gefächerte Museum Neuruppin.

Oder man hakt sich bei „Schinkel“ höchstpersönlich unter. Heißt: bei Rolf Dossmann, der seine kostümierten Stadtführungen mit viel Wissen um die Stadt und tiefsinnigem Humor würzt. Der – natürlich – auf Schinkels Spuren in Neuruppin verweist (u.a. Umbau der Klosterkirche).

Aber auch nicht verschweigt, dass der andere „große Sohn“, Theodor Fontane („der ist wie Schinkel auch nicht lange geblieben“), nicht nur Schmeicheleien für seine Heimatstadt übrig hatte: So frotzelte dieser in Anspielung auf die großen Plätze und breiten Straßen Neuruppins von zu üppig angemessenen Konfirmanden-Röcken, in die dieser „nie hineinwachsen wird“.

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Rolf Dossmann, als Baumeister Schinkel zurechtgemacht, hat für uns vor der Wallanlage und der Klosterkirche in Neuruppin Platz genommen

Ansichtssache, Herr Fontane! Wir finden, das Neuruppin das Luftige, das Weite - übrigens ist es mit 330 Quadratkilometern eine der flächenmäßig größten Städte der Republik - ziemlich gut steht. Ist doch der Ruppiner See mit seinen 14 Kilometern Ausdehnung auch gleich noch der längste See Brandenburgs. Unterhalb des Markts, am Hafen, wo historische Wallanlagen die legendenreiche, über 700-jährige „Wichmann Linde“, die viel besuchte Fontane-Therme und eine malerische, von zahlreichen Cafés umspielte Seepromenade zu einem stimmigen Stadtbild zusammenfinden, ist dann auch der Startpunkt für allerlei See-Touren.

Bildergalerie: So schön ist Urlaub rund um Rheinsberg

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Hotel und Restaurant „Boltenmühle“

Übernachten und essen in Rheinsberg: Hotel Restaurant Boltenmühle

Liegt zwischen Rheinsberg und Neuruppin romantisch und ruhig inmitten schöner Wälder: das Hotel und Restaurant „Boltenmühle“ (HH 119€, NS 89€). 16818 Gühlen-Glienicke, Tel.: 033929/705 00. Aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte der Website.

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Im Rheinsberger Gasthaus „Zum jungen Fritz“ präsentierte uns Chefin Maren Rottke eine zart gebratene Leber mit Zwiebelringen und Stampfkartoffeln

Restaurant Tipp für Rheinsberg: Gaststätte "Zum Jungen Fritz"

Rustikales Ambiente, leckere regional gefärbte Küche: Im Rheinsberger Gasthaus „Zum jungen Fritz“ (tägl. ab 11 Uhr) präsentierte uns Chefin Maren Rottke eine zart gebratene Leber mit Zwiebelringen und Stampfkartoffeln. Dazu wird hier beispielsweise ein Rheinsberger Schwarzbier getrunken. Schloßstr. 8, Tel.: 033931/40 90. Aktuelle Informationen finden Sie auf der Website.