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Thüringens schöner Südosten

Greiz und die Weiße Elster

Fürstlich vogtländisch präsentiert sich die alte Residenzstadt Greiz. Folgen Sie uns von dort auf der Weißen Elster nach Wünschendorf

Idyllisch eingebettet ins Tal der Weißen Elster liegt Greiz unweit der sächsischen Grenze im thüringischen Vogtland. Urlaub in Greiz und Umgebung hat für jede Art von Urlaubstyp etwas zu bieten: Kultur und Historie mit drei Schlössern und dem alten Fürstengeschlecht der Reußen, ein modernes Stadtleben mit vielen Restaurants und Cafés und einmaliger Architektur. Und nicht zuletzt die pittoreske Lage im wunderschönen Elstertal! Begleiten Sie uns auf einen Ausflug in die Residenzstadt Greiz und das umgebende Tal der Weißen Elster.

 

Greiz: Die Perle des Vogtlands

Gar „greizend anzusehen“. Ein charmant gewähltes Wortspiel, das aus einer Zeit stammt, als textile Raffinesse aus Greiz Frauenherzen auf so mancher noblen Modemesse höherschlagen ließ. Ende des 19. und in den Anfängen des 20. Jahrhunderts, als die Stadt u. a. eine Hochburg der Textilindustrie war, reich geworden unter der Regentschaft des Fürstenhauses Reuß. Das ist heute Geschichte. Der Adel hat abgedankt. An den Moden der Zeit wird heute meist in Fernost gestrickt. Geblieben ist aber das (g)reizende Antlitz einer Stadt, die Fülle architektonischer Schönheit, die den Beinamen „Perle des Vogtlands“ mehr als rechtfertigt…

Sehenswert: Architektur in Greiz

Die prächtigen Fabrikantenvillen entlang der Carolinenstraße. Die Verspieltheit des Jugendstils, die sich bei einem Bummel rund um Thomas- und Marktstraße an vielen Fassaden so trefflich offenbart. 

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Das Rathaus von Greiz mit seinen markanten ­Fenstern und Spitztürmchen wurde 1840 bis 1842 im ­neugotischen Stil erbaut

SUPERillu-Tipp: Im Museum saust man auf einem Skateboard durch die Geschichte

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Museum im Oberen Schloss in Greiz

Nein, eine Lektion in Geschichte muss nicht öde, abstrakt und abgehoben daherkommen. Wie man es anders macht, etwa beim nicht jeden gleich elektrisierenden Thema „Vom Land der Vögte zum Fürstentum Reuß älterer Linie“ (r.), zeigt das Museum im Oberen Schloss in Greiz. Und allen voran dessen umtriebiger Leiter Rainer Koch (oben).

Bei ihm reist man nämlich u. a. auf dem Skateboard durch die Baugeschichte des Hauses – via Animationstechnik. Hier gilt (an vielen Stellen): anfassen erlaubt! Ausprobieren erwünscht! Hier darf man den Fürst anstupsen, damit er mal kurz seine Lebensgeschichte erzählt. Hier lernt man mal über Touchscreen, mal über 3-D. Immer spielerisch – und genau deshalb nimmt man so viel mit. Chapeau, Herr Koch! Di–So 10–17 Uhr, Erw. 6 Euro. Noch mehr Infos gibt es hier. 

Sehenswürdigkeiten in Greiz: Das obere und das untere Schloss

Stadtprägend ist aber auch das Obere Schloss, einst Residenz der Vögte von Weida und Plauen, später – bis 1918 – des reußischen Fürstenhauses, das majestätisch auf einem rund 50 Meter hohen Bergkegel über Greiz thront und heute ein beachtliches Museum beherbergt. Unten im Tal, wo sich die von sieben Brücken gequerte Weiße Elster geruhsam durch die Stadt schlängelt und so überraschend viele Grünoasen schafft, liegt das Untere Schloss. Wo sich heute in der Beletage etliche der einstigen Fürstenzimmer besichtigen lassen und in einem Seitenflügel eine Schauwerkstatt voller Webstühle an die Blüte textiler Handwerkskunst erinnert.

Kunst und Kultur in Greiz

Greiz verwaltet aber nicht nur sein historisches Erbe, es versteht sich auch ziemlich gut darauf, dieses mit Leben zu erfüllen. Das Sommerpalais im weitläufigen Fürstlich Greizer Park etwa zeigt Kunst, Kupferstiche und eine bedeutende Karikaturensammlung aus DDR-Zeiten. Konzerte bringen regelmäßig die Stadtkirche St. Marien zum Klingen. Restaurants und Bars öffnen sich einladend Richtung Elsteraue.

An der einen Stelle wird abends gejazzt, anderenorts werden schon die Bühnen bereitet für den traditionellen Greizer Theaterherbst. Die moderne Vogtlandhalle indes freut sich schon auf das nächste Sinfoniekonzert der heimischen Philharmoniker (Stadttouren und Infos zu allen Veranstaltungen gibt’s bei der Tourist-Info am Burgplatz 12 oder hier).

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Ansicht von Greiz

SUPERillu-Tipp: Hier essen Sie gut in Greiz

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Manja Weiß von der pm-Lounge in Greiz

Leichte, mediterrane Küche prägt die stylishe „pm Lounge“ in der Brückenstr. 24 im Herzen von Greiz. Manja Weiß (links) verwöhnt ihre Gäste derzeit u. a. mit knackfrischen Sommersalaten. Und klicken Sie mal auf die Homepage der „pm Lounge“. Nicht nur ein Blick auf die Speisekarten lohnen. Das Greizer In-Lokal ist auch ein Fan von SUPERillu.

Und hier schlafen Sie gut

Gasthaus und Pension „Zur Wildsau“ (DZ ab 70 Euro) liegen auf der Tannendorf-Anhöhe von Greiz mit großartigem Panoramablick auf die Residenzstadt. Amselstieg 12, www.pension-zur-wildsau.de.

Wandern auf dem Elsterperlenweg

Der urbanen Opulenz folgt das landschaftliche Idyll. „Elsterperlenweg“ heißt der zertifizierte Rundpfad, der einlädt auf eine 72 Kilometer lange Entdeckungsreise durch das mittlere Elstertal: etwa zum Wehr an der Neumühle, in die Rüßdorfer Alpen, durch Kiefernwälder und im steten Auf und Ab zur Clodramühle nahe Berga. Und schließlich ins idyllische Wünschendorf mit seiner berühmten überdachten Holzbrücke, der mehr als 1000-jährigen Veitskirche und dem nahen Kloster Mildenfurth.

Oder lieber doch Kanufahren?

Die erste Etappe, flussabwärts nach Neumühle, ist aber auch gut geeignet, sie auf dem Wasser zu erleben. Die Kajaks kann man bei Klaus Kluge mieten (25 Euro p. P.).

Los geht’s an der Haimbergbrücke. Passiert man wenig später die Schlossbrücke, öffnet sich auch schon das Panorama auf die Schlösser und Parkwelten von Greiz. Hat man die Stadt hinter sich gelassen, zeigt sich linker Hand das Ufer u. a. mit alten Ahornriesen und mächtigen Weiden gesäumt, während rechter Hand die Koppeln von nahen Pferdehöfen nicht selten bis ans Ufer reichen und sich rund um Teufelskanzel, Bretmühle und Taubenfurt immer wieder weite Blicke ins Vogtländische auftun.

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Wer mit dem Kajak zwischen Greiz und Neumühle unterwegs ist, kann es dank einer niedrigen Fließgeschwindigkeit der Weißen Elster f­amiliär gemütlich angehen lassen

Kurz vor der Wehranlage in Neumühle endet nach rund zehn Flusskilometern dieser Ausflug. Von hier aus lohnt ein Abstecher in den Nachbarort Nitschareuth, einen der besterhaltenen Angerdörfer Thüringens. Ein malerischer, von Fotografen und Filmsets hoch geschätzter Ort, mit Dorfteich und liebevoll restaurierten Drei- und Vierseithöfen.

Ausflugstipp für Familien mit Kindern: Bauernmuseum Nitschareuth

Und mittenmang das Bauernmuseum mit seiner gemütlichen Kaminstube und einem Café, das von Cathi und Peter Richter bewirtschaftet wird. Landwirtschaftliches Gerät aus alter Zeit, Scheunen, Kräutergärten und Streuobstwiesen entführen den Besucher zurück ins bäuerliche Leben um 1800. Der Hof ist aber auch immer wieder Bühne für Lesungen und kleine Konzerte. Im Café (Mi & Sa/So ab 13Uhr) gibt’s Cathis selbst gebackene Kuchen. „Beliebt sind aber auch die Workshops, die wir hier anbieten“, erzählt Peter. Wer beispielsweise wissen will, wie man eine Sense richtig „dengelt“ (heißt: ordentlich scharf macht), um diese dann auf der Wiese fachgerecht einsetzen zu können, der ist bei Sensenlehrer Klaus Hofmann, der hier in loser Folge entsprechende Kurse anbietet, in den besten Händen.

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Ein Blick auf das Wehr im Ort Neumühle. Folgt man dem Elsterperlenweg, kommt man auch an dieser idyllischen Stelle vorbei

Zu Besuch beim Keramikkünstler Ludwig Laser

Ein weiterer Ausflug, diesmal östlich des Flusses, aber immer noch nahe des Elsterwanderwegs, führte uns nach Obergeißendorf. Ins Atelier von Ludwig Laser, das das Herzstück eines romantischen, denkmalgeschützten Gehöfts bildet. Hier malt er, hier entstehen seine Foto- und Grafikarbeiten. Hier (ent-)stehen aber vor allem seine Keramikwerke, die den 1960 in Plauen geborenen Künstler inzwischen weit über die Region hinaus bekannt gemacht haben: sein salzglasiertes Steinzeug. Sein filigraner Keramikschmuck und seine raumgreifenden Doppelwandobjekte.

„Obergeißendorf 28“ wäre allein schon deshalb einen Besuch wert. Gleichzeitig ist die Galerie aber auch ein Ort, an dem Laser Platz schafft für wechselnde Ausstellungen befreundeter Maler, Plastiker und Poeten. Und beides, wie man weiter südlich in der alten Residenzstadt sagen würde, ist gar „greizend anzusehen“…

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Den Keramikkünstler Ludwig Laser haben seine raumgreifenden Doppelwand­objekte weithin bekannt gemacht